Schlechte Satire oder ernst gemeinte Positionierung? Ein unlängst auf Twitter gepostetes Sujet des bayerischen AfD-Sprechers Jurij Kofner wirft Fragen zu dessen Identitätsverständnis und politischer Positionierung auf. Zeit, einen näheren Blick darauf zu werfen.
„Ein deutscher #Patriot ist für mich jeder, der #Deutschland mit seinen Taten liebt: hart arbeitet, Steuern zahlt, unsere Kultur, Tradition u. Rechte lebt, Kinder aufzieht, unsere Heimat u. Werte verteidigt. Alle deutschen Patrioten sind mir herzlichst willkommen! #freipat„
Diesen Tweet postete Jurij Kofner, Sprecher des Landesfachausschusses „Wirtschaft und Finanzen“ der AfD Bayern, vor wenigen Stunden gemeinsam mit dem im Beitragsbild ersichtlichen Sujet auf Twitter. Die Aussage scheint klar: egal ob schwarz, braun oder weiß – Deutscher kann jeder sein, solange er nur hart arbeitet und Steuern zahlt. Dem mit einer Russin verheirateten Fachreferenten und Ökonomen scheint diese Botschaft so wichtig zu sein, dass er den Tweet sogar „anpinnt“. Doch woher kommt dieser Bekenntniseifer?
Eurasisch gesinnter Ökonom mit russisch-jüdischen Wurzeln
Ein kurzer Blick auf die Biographie Kofners könnte möglicherweise darüber Aufschluss geben. Er selbst hebt auf seiner Homepage zunächst prominent seinen (russischen) „Migrationshintergrund“ sowie seine „jüdischen Wurzeln“ väterlicherseits hervor. Von 2010 bis 2018 absolvierte der in München geborene Kofner – nach einem Schulabschluss in England – verschiedene ökonomische Studien an einer Universität in Moskau. Eine kurze Google-Recherche zeigt außerdem, dass er vor einigen Jahren Gründer und Vorsitzender des eurasischen „Zentrums für kontinentale Zusammenarbeit“ war. Ob diese durch Internationalität geprägten biographischen Faktoren etwas mit seinem offensiven Bekenntnis zur „Farbenblindheit“ und liberalen Verständnis von nationaler Identität zu tun haben, sei an dieser Stelle dem Leser zur Beurteilung überlassen.
Ethnokulturelle Identität?
Zugegeben, das Thema der Zugehörigkeit und Identität ist komplex. In den letzten Jahren hat sich im patriotischen Lager jedoch ein klarer Konsens hinsichtlich der „ethnokulturellen Identität“ als Schlüssel zum Verständnis der Volkszugehörigkeit herausgebildet. Nicht nur das eigene, individuelle Bekenntnis, sondern auch die Abstammung und ethnische Zugehörigkeit spielen dafür eine zentrale Rolle (mehr dazu in unserem Grundlagenartikel). Assimilation ist auf lange Sicht und unter bestimmten Voraussetzungen möglich – doch der ethnokulturelle Kern der autochthonen Bevölkerung muss gewahrt bleiben. Diesem grundsätzlichen und anschlussfähigen Konsens widerspricht der Tweet von Kofner eindeutig.
Bekenntnis gegen den Bevölkerungsaustausch?
Durchforstet man das Twitter-Profil von Kofner, stößt man vorrangig auf ökonomische Positionierungen. Zu Migration und Bevölkerungsaustausch äußert er sich nicht. Umso seltsamer mutet sein Bekenntnis an. Denn seine eigenen migrantischen Wurzeln schließen ein deutliches Bekenntnis gegen den stattfindenden Austausch des deutschen Volkes und zur Remigration keinesfalls aus, wie Eric Zemmour (jüdisch-algerische Wurzeln) unlängst in Frankreich gezeigt hat.
Erhofft sich Kofner mit dieser liberalen Linie eine höhere Akzeptanz der AfD oder entspricht diese Haltung tatsächlich seiner eigenen Überzeugung? Und kann sich Kofner dessen ungeachtet zu einer klaren und eindeutigen Haltung gegen den Bevölkerungsaustausch, zum Erhalt des deutschen Volkes (nicht nur kulturell, sondern auch ethnisch) sowie zur Remigration als politische Leitforderung bekennen?
Wir hoffen, dass er sich zu diesen Fragen mit demselben Eifer äußert, mit dem er auf Twitter fragwürdige Positionierungen und Sujets verbreitet.
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