Durch aktuelle Recherchen werden in der Fußballwelt verstärkt die Themen häusliche Gewalt und Vergewaltigungen durch prominente Spieler diskutiert. Doch ein Faktor wird dabei konsequent ausgeblendet: Die nicht-europäische Herkunft der mutmaßlichen Täter.
Recherchen von CORRECTIV und der SZ zum Thema Gewalt an Spielerfrauen haben in der deutschen Öffentlichkeit eine intensive Debatte ausgelöst. Im Fokus steht dabei auch ein alter Bekannter, nämlich der „deutsche“ Fußballspieler Jérôme Boateng. Zur Erinnerung: Alexander Gauland (AfD) hatte 2016 behauptet, einen wie Boateng wolle niemand als Nachbar haben. Damals hagelte es noch harsche Kritik. Zur Verteidigung des Fußballers wurden leidenschaftliche Plädoyers gehalten und er wurde zum Gesicht mehrerer Marketing-Kampagnen.
Schwere Vorwürfe gegen Boateng
Doch schon länger ist es still um Boateng. Was hat sich seitdem geändert? Gegen den Spieler afrikanischer Herkunft – sein Vater stammt aus Ghana – liegen schwere Vorwürfe am Tisch. Er soll zwei seiner Ex-Partnerinnen körperlich misshandelt und sie anschließend mit vertraglichen Erklärungen zum Schweigen gebracht haben. Eine davon hat mittlerweile Selbstmord begangen. Die Ermittlungen und Verhandlungen laufen noch, es gilt die Unschuldsvermutung. Doch Boateng ist kein Einzelfall, wie der „Tagesspiegel“ schreibt.
Herkunft als Gemeinsamkeit
Gegen zahlreiche Fußballprofis liegen schwere Vorwürfe am Tisch, von häuslicher Gewalt bis zur Vergewaltigung. Darunter Atakan Karazor (Ermittlungen wegen Vergewaltigung), Kingsley Coman (Geldstrafe für tätlichen Angriff auf Ex-Freundin), Benjamin Mendy (acht Vorwürfe von Vergewaltigung) und Mason Greenwood (Vorwurf der versuchten Vergewaltigung). Sie spielen für unterschiedliche Vereine und besitzen verschiedene Staatsbürgerschaften. Doch sie alle eint ihre außereuropäische Herkunft.
Herkunft als Tabuthema
Doch dieses Thema ist in der hiesigen Medienlandschaft ein Tabu. Für das Stellen der naheliegenden Frage, wieso nahezu sämtliche Vorwürfe Spieler afrikanischer oder arabisch-türkischer Herkunft betreffen, ist die Schere im Kopf bereits zu fest verankert. Die Antwort darauf würde die linksliberale Medienlandschaft und ihr Publikum lediglich verunsichern. Um sich dem Offensichtlichen nicht stellen zu müssen, werden stattdessen vermeintlich „strukturelle Probleme“ – Beispiel: toxische Männlichkeit – herbeigeschrieben.
Behält Gauland Recht?
Angesichts der aktuellen Diskussion sollte man sich jedoch noch einmal an die Aussage von Alexander Gauland aus dem Jahr 2016 erinnern: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Damals ging ein Aufschrei durchs Land – sollte Gauland sechs Jahre später nun doch Recht behalten?
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Bildquellen:
Greenwood: Kane Brooker, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Coman: Photo by Rufus46Cropped by Danyele, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Boateng: Martin Kraft, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons