Teuerung bei 11 Prozent? So wird die Inflationsrate schöngerechnet

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Neue Daten zur Inflation im Februar 2023 sind da. Laut der Schnellschätzung der Statistik Austria beträgt sie 11 Prozent. Doch entspricht diese Zahl wirklich der derzeitigen Teuerung? Wir werfen einen Blick auf die Daten und deren Fehler.  

Im Vormonat, also im Jänner 2023, betrug die Inflation laut Statistik Austria 11,2 Prozent, nun sollen es für den Februar 2023 also 11 Prozent sein. Anlass genug für manche Medien von leicht sinkenden Inflationsraten zu schreiben. Eine gewagte Interpretation, ist es doch wohl eher eine Stagnation auf historisch hohem Niveau. Interessanter als die Berichterstattung sogenannter „Qualitätsmedien“ ist allerdings die genaue Aufschlüsselung der Inflationsberechnung. Wir stellen uns also die Frage, wie die Statistik Austria auf ihre Zahlen kommt und ob diese wirklich die Realität widerspiegeln.

Ausgangspunkt Warenkorb

Dazu muss man zunächst einen Blick darauf werfen, was hier überhaupt berechnet wird. Vereinfacht gesagt wird ein sogenannter Warenkorb herangezogen: Es werden die Preise aller Waren dieses Warenkorbes mit den Preisen von vor einem Jahr verglichen. Nun spielen maßgeblich zwei Faktoren eine Rolle: Welche Produkte sind in diesem Warenkorb? Und wie sind diese Produkte gewichtet?

Gewichtung beeinflusst Inflationsrate

Die Relevanz von Punkt 1 ist naheliegend – je nachdem, welche Produkte man in den Warenkorb legt, ändert sich auch die Teuerung, da sich die einzelnen Produkte unterschiedlich stark verteuern. Punkt 2 ist aber ebenso relevant – wie viel Prozent des Warenkorbes bestehen aus welchen Produkten? Zum Beispiel: Wie viel Prozent nimmt das Wohnen, also die Miete, oder der tägliche Einkauf oder auch Unterhaltungselektronik im Warenkorb ein. All diese Bereiche haben unterschiedliche Teuerungsraten, logischerweise beeinflusst also die jeweilige Gewichtung die Berechnung der Inflationsrate.  

Gewichtungen realistisch?

Werfen wir also einen kurzen Blick auf die Gewichtung. Dabei fallen einem schon auf den ersten Blick einige interessante Dinge auf. So machen Wohnen, Wasser, Energie etwa 19 Prozent des Warenkorbes aus. Der Bereich Wohnungsmieten macht ca. 5,5 Prozent, der Bereich Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe ca. 4 Prozent aus. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke sollen 11,5 Prozent ausmachen. Sind diese Gewichtungen realistisch? Natürlich versucht die Statistik Austria Durchschnittswerte zu ermitteln, es handelt sich also um die Anteile an den Gesamtausgaben aller Österreicher. So wohnen etwa knapp 47 Prozent im Eigentum, zahlen also keine Miete – was den Wert natürlich in der Berechnung senkt.

Prozentwerte sind absurd

Aber so sehr, dass die Mieten nur 5,5 Prozent ausmachen? Wohl kaum. Bei den anderen beiden Bereichen – Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe (4 %) sowie Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (11,5 %) – ist klar, dass mehr oder weniger jeder diese Ausgaben hat. Insofern dürfen sich unsere Leser gerne die Frage stellen, ob diese Gewichtungen realistisch sind. Welcher Österreicher wendet lediglich vier Prozent seiner Ausgaben für Strom und Gas auf? Oder 11,5 Prozent für Lebensmittel? Man könnte sich viele weitere Bereiche ansehen und würde weitere Absurditäten finden.  

Inflationsrate wird kleingerechnet

Wenn man annimmt, dass das „Heizen“ (Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe) 4 Prozent der Gesamtausgaben ausmacht und sich diese um 51,5 Prozent verteuert haben, oder wenn man davon ausgeht, dass lediglich 11,5 Prozent der Ausgaben auf Lebensmittel entfallen und sich diese um 16 Prozent verteuert haben, dann kommt man womöglich auf eine Inflationsrate von etwa 11 Prozent. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Zahlen tatsächlich die Lebensrealität der meisten Österreicher widerspiegeln? Außerdem sollte man sich überlegen, ob sich die Preise dieser Bereiche wirklich so entwickelt haben. Wenn sich Gasrechnungen in vielen Fällen verdoppelt oder gar verdreifacht haben und Wocheneinkäufe schätzungsweise um 30 bis 50 Prozent teurer sind, passt das kaum noch mit der „offiziellen Inflationsrate“ zusammen.

„Gefühlte Inflation“ wirklich nur „gefühlt“?

Neben der unterschiedlichen Gewichtung der Produkte im Warenkorb gibt es noch zahlreiche weitere Tricks, wie die Inflationsrate schöngerechnet werden kann. In der medialen Berichterstattung ist oft von der „gefühlten Inflation“ die Rede, die über der tatsächlichen Inflation liegt und meist eher abwertend als „Einbildung“ dargestellt wird. Möglicherweise liegt die Differenz zwischen „gefühlter“ und „tatsächlicher“ Inflation jedoch nicht an einer Einbildung, sondern daran, dass die Inflationsrate massiv „schöngerechnet“ wird. 

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