In den Zeitungen des Axel-Springer-Verlags (BILD, Welt, B.Z.) gibt man sich gerne volksnah. Durchgestochene Chat-Nachrichten des Vorstandsvorsitzenden zeigen nun, was der tonangebende Verlagschef tatsächlich über die Deutschen denkt: „Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“
Der Wochenzeitung „Zeit“ sind interne Unterlagen aus dem Umfeld des Springer-Chefs Mathias Döpfner zugespielt worden, von denen ein Teil nun veröffentlicht wurde. Die Chatnachrichten und E-Mails gestatten einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des einflussreichen Vorstandsvorsitzenden, zu dessen Verlag u. a. BILD, Welt und B.Z. gehören.
Israel-Fetisch und Verachtung für das Eigene
„Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die ossis werden nie Demokraten“, schreibt er 2019. An anderer Stelle findet seine Verachtung des eigenen Volkes noch deutlicheren Ausdruck: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“ Dem eigenen Land zieht er andere vor: „Zionismus über alles. Israel my country.“ Vor allem über ostdeutsche „afd wichser“ [sic] lässt Döpfner sich aus: „Von Kaiser Wilhelm zu Hitler zu Honecker ohne zwischendurch US-Reeducation genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zu AfD.“
Döpfner auf CDU-Linie
Doch was zunächst haarsträubend klingt, ist im Grunde genommen nichts anderes als auch die vermeintliche Volkspartei CDU seit Jahren von sich gibt – wenn auch in anderen Worten: „Wir haben es [im Osten] mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach dreißig Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind“, so der frühere Ostbeauftragte der letzten Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU).
„Der Erfolg der AfD beunruhigt mich„
In seiner Stellungnahme zu den aktuellen Enthüllungen macht Döpfner keinen Hehl daraus, dass auch ihm das Wahlverhalten im Osten nicht passt. Er habe „keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“, schreibt Döpfner, „aber ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind. Der Erfolg der AfD beunruhigt mich.“
Auch Reichelt rührt die CDU-Werbetrommel
Das dürfte auch Döpfners ehemaliger Weggefährte Julian Reichelt so sehen. Der frühere Bild-Chefredakteur mit derzeit 333.000 Abonnenten auf YouTube („Achtung, Reichelt!“) bemüht sich, das vermeintlich wertkonservative Profil der CDU wieder zu stärken und mit Migrationskritik der AfD die Wähler streitig zu machen. Dass die tatsächliche Alternative für Deutschland in seiner Sendung keinen Resonanzraum erhält, zeigte sich nicht erst in seinen Videos zum Fall Lörrach, in denen in Großaufnahme AfD-Flyer zerrissen wurden.
Obwohl Reichelts Positionen ohne Zweifel AfD-kompatibel sind, wird die echte Alternative zugunsten der konservativen Mogelpackung beharrlich totgeschwiegen.
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