Nicht zum ersten Mal sorgt der AfD-Bundesvorsitzende mit einer unterwürfigen Geste gegenüber russischen Staatsvertretern im eigenen Lager für Ärger. Sein Handeln zeugt nicht nur von fehlendem nationalen Selbstbewusstsein beim Chef der wichtigsten deutschen Rechtspartei, sondern auch von Ungeschicktheit im Umgang mit der dominanten Kultur der Schuld.
Ein Kommentar
Zum 78. Jahrestag des Kriegsendes 1945 lud die russische Botschaft den AfD-Chef gemeinsam mit Alexander Gauland, Gerhard Schröder, dem früheren SED-Generalsekretär Egon Krenz und weiteren Gästen zu einem feierlichen Empfang ein. Chrupalla schenkte dem russischen Botschafter eine Tasse mit dem preußischen Adler. Nach eigenen Angaben wollte er damit „auf die deutsche Sicht“ hinweisen und ein Zeichen für Frieden und Aussöhnung setzen. Dennoch ist gerade die Wahl des 9. Mai als Zeitpunkt dieser Geste irritierend und unpassend.
Beginn der deutschen Leidenszeit
Was die Völker der alliierten Mächte als Tag des Sieges feiern, war für das deutsche Volk der Beginn millionenfachen Leids und blutigen Terrors, des Verlusts von Heimat und nationaler Souveränität sowie der Spaltung ihres Vaterlandes. Man kann Chrupalla genug historisches Wissen zutrauen, um sich dessen bewusst zu sein. Selbstverständlich diente der Empfang in der russischen Botschaft nicht dem Gedenken an das Leid der Deutschen, sondern als Feier dieses Tages als ein ausschließlich positives Ereignis. Das mag aus russischer Sicht zwar nachvollziehbar sein, doch der höchste Vertreter der patriotischen Opposition sollte solchen Anlässen fernbleiben.
Fehlende Haltung
Denn dieser sollte naturgemäß eine nationalbewusste und mit den eigenen Vorfahren emphatische Haltung einnehmen. Die Teilnahme an Feierlichkeiten, bei denen diese pauschal als „Nazis“ und „Faschisten“ verunglimpft werden – und ihre Ermordung und Vertreibung damit indirekt gerechtfertigt wird – beweist das Fehlen eines solchen Habitus. Vielmehr begibt sich Chrupalla durch die Teilnahme an einer Feier zur Niederlage des eigenen Landes in die Position eines Vasallen, der die Unterwerfung unter seinen Lehnsherren symbolisch zelebriert.
Ungeschicktes Auftreten
Bereits im Februar trat Chrupalla gegenüber den russischen Vertretern in unbeholfener Manier auf und wurde von diesen regelrecht vorgeführt. Anlässlich des Stalingrad-Gedenkens besuchte er gemeinsam mit russischen Vertretern die Seelower Höhen. Doch diese besuchten nur den sowjetischen Soldatenfriedhof und ließen Chrupalla auf dem deutschen Soldatenfriedhof alleine. Wenn die Russen kein Gedenken auf Augenhöhe wünschen, muss die Frage erlaubt sein, inwieweit sie überhaupt gleichberechtigte internationale Beziehungen unserer Länder anstreben.
Bestätigung des Schuldkultes
Eine Übernahme russischer Geschichtsnarrative und die Teilnahme an entsprechenden Gedenkveranstaltungen sorgen ungewollt für die Zementierung des Schuldkultes. Das unkritische Feiern der eigenen Niederlage kann kein positives Geschichtsverständnis und damit ein gesundes nationales Selbstverständnis erwecken. Doch das zu schaffen, wäre die Aufgabe einer patriotischen Kraft. Nur so kann dem Schuldkult und der Demontage deutscher Identität etwas entgegengesetzt werden.
Wenn Chrupalla also den Dialog mit Russland nicht abbrechen lassen will, so sollte er dafür künftig positiv aufgeladene Anlässe nutzen. Ein gemeinsamer Besuch des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig zum Gedenken an den preußisch-russischen Kampf gegen das napoleonische Joch wäre beispielsweise eine passende Alternative.
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