Wie weiter mit der AfD? – Im Gespräch mit Christoph Berndt

Wie geht es angesichts von kommunalen Wahlsiegen und historischen Umfragewerten mit der AfD weiter? Darüber haben wir unter anderem mit dem Brandenburger Landtagsabgeordneten Dr. Christoph Berndt gesprochen: „Die Zeit ruft nach einer grundlegenden Wende in der Politik!“

Mehr als 13 Millionen Menschen in Deutschland können sich aktuell vorstellen, die AfD zu wählen. Diese Umfragewerte sind historisch – doch was folgt daraus? Welche Chancen und Risiken bergen mögliche Regierungsverantwortungen? Und welche Rolle sollte zukünftig das sogenannte „Vorfeld“ spielen?

Darüber haben wir mit insgesamt vier Vertretern der AfD auf verschiedenen Ebenen gesprochen: Christoph Berndt (Landtagsabgeordneter in Brandenburg), Andreas Lichert (Landtagsabgeordneter in Hessen), Matthias Helferich (Bundestagsabgeordneter) und schließlich Maximilian Krah (Europaabgeordneter). Anbei folgt das Gespräch mit Christoph Berndt.

Sehr geehrter Herr Berndt! Die AfD erlebt derzeit einen ungeahnten Höhenflug – 21 Prozent bundesweit, 34 Prozent in Thüringen, 29 Prozent in Brandenburg und sogar 17 Prozent im westdeutschen Hessen. Welches Gefühl lösen diese Werte bei Ihnen aus?

Christoph Berndt: Zuerst einmal sind diese Umfragewerte eine Ermutigung: Die systematische Diffamierung der AfD durch die Mainstreammedien, die Beobachtung durch den „Verfassungsschutz“, die Ausgrenzung durch die Staatsparteien richten immer weniger aus. Die wachsende Zustimmung zur AfD bedeutet aber zugleich auch eine wachsende Verantwortung, der wir auf Dauer nicht in der Opposition gerecht werden können. Wenn immer mehr Menschen ihre Hoffnung auf uns setzen, brauchen wir Regierungsverantwortung, um dieser Hoffnung gerecht zu werden.

Die Stimmung innerhalb des gesamten rechten Lagers ist angesichts dessen so optimistisch wie schon seit Jahren nicht mehr. Kritische Stimmen warnen jedoch vor einer kopflosen Euphorie und weisen auf vorhandene strukturelle Probleme der Partei hin (Stichwort: Personalmangel). Wie berechtigt ist das?

Kritische Stimmen sind immer berechtigt: Beim Jubiläumsfest zum 20. Geburtstag der Sezession hielt Götz Kubitschek einen Vortrag mit dem Titel „Vom Vorbehalt“; das hat mich beeindruckt. Ein derartiger Vorbehalt gilt natürlich erst recht für die AfD. Ich kenne aber auch niemanden, der wegen der steigenden Umfragewerte in Euphorie verfallen wäre. Und genau deshalb füge ich hinzu: Genießen wir diesen Moment, der uns so deutlich vor Augen führt, dass Veränderungen zum Besseren möglich sind. Genießen wir ihn und stärken wir uns, um mehr als Umfragewerte daraus zu machen!

Neben den Umfragewerten konnte man zuletzt Wahlerfolge in Sonneberg und Raguhn-Jeßnitz bejubeln. Welche Chancen und Risiken birgt diese Regierungsverantwortung auf kommunaler Ebene?

Auf kommunaler Ebene können wir die Lügen über uns am ehesten widerlegen und die „Brandmauern“ zuerst einreißen – wenn wir liefern. „Liefern“ muss nicht heißen, Erfolg zu haben, dafür gibt es an vielen Orten noch allzu starke Allianzen gegen uns. Aber es bedeutet, sachkundig und überzeugend aufzutreten und alles unserer Macht stehende zu tun, um die Lage der Deutschen zu verbessern. Ich denke, diese Chancen kommunaler Mandate werden Robert Sesselmann in Sonneberg und Hannes Loth in Raguhn-Jeßnitz beispielhaft nutzen. Die Risiken sind auf allen Ebenen die gleichen: Versagen durch interne Querelen, Spaltungen und dumme Rechthaberei. Ich hoffe, die Partei hat inzwischen gelernt, welchen Schaden Selbstdarsteller anrichten.

Der Höhenflug rechter Kräfte trifft auf eine „Konvergenz der Krisen“ – insbesondere die verheerenden Folgen des Bevölkerungsaustausches werden Woche für Woche auf erschreckende Weise sichtbar. Wie kann die AfD dieses Zeitfenster optimal nutzen? Welche Fehler gilt es zu vermeiden?

Ich halte es für das Wichtigste, dass wir uns die Dimension des Problems klar machen. Das Elend in Deutschland und in Westeuropa ist selbstverschuldet, denn ohne unseren Mangel an Selbstachtung, Selbstbewusstsein und Selbstbehauptungswillen hätten die volksverneinenden Eliten niemals so viel Unheil anrichten können. Aufgrund dieser Problemlage dürfen wir nicht den Weg des geringsten Widerstands wählen, wenn es darum geht, in Regierungsverantwortung zu gelangen. Jede Anpassung an die Politik der Staatsparteien verschlimmert die Lage. Wir wollen nicht wie die „Fratelli d’Italia“ enden.

Wirkliche Besserung erreichen wir langfristig nur mit einer deutschen Identitätspolitik, aber darüber müssen wir uns schon heute Gedanken machen. Das gilt natürlich auch für die Akutmaßnahmen zum Stopp der Masseneinwanderung: Grenzkontrollen, Remigration und Beseitigung von Migrationsanreizen. Wie diese Maßnahmen konkret zu fassen sind, müssen wir jetzt klären, damit wir mit Regierungsmacht sofort handeln können.

21 Prozent bundesweit bedeuten fast 13 Millionen potenzielle AfD-Wähler – wie kann man diese Menschen als Partei bereits jetzt abholen, an sich binden und für den politischen Wettbewerb einsetzen? Welche Rolle könnte hier das sogenannte „Vorfeld“ spielen?

Das erste ist schon getan: Unser Umfragehoch hat mit einem geistigen Klimawandel zu tun. Wer sich auch nur in einer Umfrage für die AfD ausspricht, hat noch nicht alle Hoffnung verloren. Von da aus rufen wir alle Sympathisanten auf, in die AfD zu kommen. Wir brauchen ständig Impulse und Mitglieder, denen es nicht um eine Karriere, sondern um unser Land geht. Parteien unterliegen dem „ehernen Gesetz der Oligarchisierung“ und haben die Tendenz, zum Selbstzweck zu werden. Wenn der gegenwärtige Zuspruch viele neue Mitglieder zur Folge hat – so sieht es derzeit aus – hilft das sehr, die AfD weiter lebendig zu halten. Und das Vorfeld bitte ich, nicht nachzulassen, die AfD anzustoßen – gedanklich und wo nötig auch durch einen Tritt.

Immer häufiger spricht man innerhalb der AfD von der Notwendigkeit der „Unterstützung des Vorfeldes“. Gibt es hier aus Ihrer Sicht noch Luft nach oben? Welche Initiativen und welche Infrastruktur braucht es, damit diese Forderung nicht zur Floskel verkommt?

Ich bin mit der Wendung „Unterstützung des Vorfeldes“ nicht glücklich. Denn in ihr drückt sich die Vorstellung aus, die Partei wäre das Haus und das Vorfeld der Vorgarten, den man wegen der Nachbarn in Schuß halten müsste. Für mich ist die Partei aber nur ein Raum im Haus – am besten die Küche. Will sagen: Ohne Vorfeld und metapolitischen Vorbehalt sind wir keine Alternative für Deutschland. Ich habe die AfD immer als Teil einer übergreifenden Volksbewegung verstanden. Das bedeutet: Leute aus dem Vorfeld beschäftigen, Infrastrukturen wie die Mühle in Cottbus aufbauen und unterstützen, alternative Medien und Verlage in Anspruch nehmen und immer argwöhnisch bleiben, dass die Partei nicht zum Selbstzweck wird.

Abschließend: Ihre Botschaft an unsere Leser? Warum lohnt es sich gerade jetzt, sich mehr denn je für die Zukunft unseres Volkes einzusetzen?

Hoffen ist Pflicht! Die Krise, erst recht die „Konvergenz der Krisen“, birgt auch eine Chance. Täglich wird deutlicher, dass die globalistischen Eliten und ihre Domestiken in den Staatsparteien größenwahnsinnig, dekadent und unfähig sind. Noch nie seit 1989 war eine Regierung so schlecht angesehen wie die jetzige, noch nie waren wir als Rechte und Verteidiger des Eigenen so in Übereinstimmung mit der Mehrheit im Land. Die Zeit ruft nach einer grundlegenden Wende in der Politik, und wir können sie bewirken, denn nichts ist stärker als ein selbstbewusstes Volk.

Sehr geehrter Herr Berndt, herzlichen Dank für das Gespräch!

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