Warum fiel Rom? Seit Jahrhunderten streiten Historiker und Intellektuelle über diese Frage. Nun wirft eine aktuelle Studie ein neues Licht auf den vieldiskutierten Untergang des Römischen Reiches: Die Forscher vermuten, dass außereuropäische Einwanderung eine zentrale Rolle gespielt haben könnte.
Ein Beitrag von Jonas Greindberg
Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut von 127 Personen untersucht, die von der Jungsteinzeit bis zur Frühmoderne in Zentralitalien lebten. Änderungen im Erbgut deuten darauf hin, dass die geistigen Fähigkeiten während der Römischen Republik einen Höhepunkt erreichten, im kaiserlichen Rom aber stark abgenommen haben. Die Forscher vermuten, dieser Wandel könne mit der Einwanderung aus nicht-europäischen Gebieten zu tun haben.
Aufschrei des Mainstreams
Die Studie der Evolutionsbiologen Emil Kirkegaard, Davide Piffer und Edward Dutton führte im akademischen Mainstream zu einem Aufschrei der Empörung: Die drei Wissenschaftler würden in ihrer „Schwindelpublikation“ keine anerkannte Forschung, sondern „wissenschaftlichen Rassismus“ verbreiten. Grund genug für den Heimatkurier, sich die Studie „Intelligence Trends in Ancient Rome“ genauer anzusehen.
Die Vermessung der antiken Intelligenz
Die Studie verwendet Erkenntnisse aus genomweiten Assoziationsstudien, um genetische Muster von 127 Proben antiker DNA mit heutiger DNA zu vergleichen, die Rückschlüsse auf den Bildungserfolg zulassen. Die Forscher begründen ihren Ansatz mit den Erkenntnissen einer Mainstream-Untersuchung von 2015, wonach Intelligenz bis zu 80 Prozent erblich sei. Wenngleich die genetische Untersuchung von 127 Personen über knapp 12.000 Jahre noch relativ klein ist, stellt sie einen wichtigen ersten Schritt in der Erforschung der Intelligenz im antiken Rom dar. Mit dem Fortschreiten archäogenetischer Untersuchungen dürfte in den kommenden Jahren weiteres belastbareres Datenmaterial zur Verfügung stehen.
Laut der Studie wies antike DNA vor der Bronzezeit die niedrigste „polygenische Punktzahl“ (polygenic score) für Bildungserfolg aus. Die polygenische Punktzahl wird anhand der Häufigkeit genetischer Varianten ermittelt, die mit der phänotypischen Ausbildung eines Merkmales – im vorliegenden Fall Bildungserfolg – korrelieren. Während der Republik erreichte die polygenische Punktzahl einen Höhepunkt, fiel während der Kaiserzeit stark ab, um in der Spätantike wieder leicht anzusteigen. Von der Spätantike bis heute hat sich dieser Wert nicht wesentlich verändert und liegt nach wie vor weit unter dem Wert der Römischen Republik.
Warum stieg und fiel die römische Intelligenz?
Wodurch erklärt sich das Sinken geistiger Fähigkeiten ab der kaiserlichen Epoche? Die Forscher vermuten, dass die Römische Republik Opfer ihres eigenen militärischen Erfolgs gewesen sei: Römische Vorherrschaft über das Mittelmeer habe ab 100 v. Chr. den massenhaften Import nicht-europäischer Sklaven nach Rom ermöglicht. Eine immer stärkere Vermischung mit den alteingesessenen Italikern habe so das Sinken geistiger Fähigkeiten bewirkt.
Parallele mit moderner Ersetzungsmigration?
Edward Dutton teilte dem Heimatkurier mit, dass die derzeitige massenhafte Ersetzungsmigration nach Europa Parallelen mit diesem Prozess der Antike aufweise. Sowohl das römische Kaiserreich als auch das heutige Europa befänden sich in einem „Winter der Zivilisation„. In der einheimischen Bevölkerung herrsche dadurch kaum noch ethnischer oder religiöser Zusammenhalt. Diese materialistische Geisteshaltung sei für überreife Zivilisationen typisch und begünstige Masseneinwanderung. Da „Intelligenz zu 80 Prozent erblich“ sei, werde die Ersetzungsmigration aus nichtweißen Ländern den IQ der europäischen Gastländer laut Dutton im Laufe der Zeit signifikant senken.
Dysgenische Sozialpolitik
Ein weiterer Grund für das Sinken der Intelligenz im antiken Rom, so die Studie, sei eine dysgenische Sozialpolitik: Bereits 123 v. Chr. richtete die Republik öffentliche Wohlfahrtsprogramme zur Ernährung der Bevölkerung von Rom ein. Während der Kaiserzeit wurden diese Programme massiv ausgebaut, bis sie schließlich 200.000 Menschen ernährten. Da sich nun auch weniger intelligente Menschen vermehrt fortpflanzen konnten, sei es zwangsläufig zu einem Sinken der geistigen Fähigkeiten gekommen.
Germanen kehrten Trend um
Eine Umkehr dieser dysgenischen Trends sei erst mit der Eroberung Roms durch die Germanen während der spätantiken Völkerwanderung eingetreten. Die Forscher konkludieren: „Der Zusammenbruch des Römischen Reiches wurde durch das Einströmen germanischer Völker, welche Italien besiedelten und seine genetische Zusammensetzung änderten, begleitet und beschleunigt. Dieses Einströmen erklärt den langsamen Anstieg polygenischer Punktzahlen (polygenic scores) von der Spätantike bis ins Mittelalter. Hierdurch wurde der Niedergang der kaiserlichen Periode teilweise umgekehrt.“
Römische Intelligenz in der Kunst
Ein Blick in die Kunstgeschichte bestätigt das Ergebnis der Studie, wonach während der Kaiserzeit ein allgemeiner Verfall der Intelligenz einsetzte. Die Augustusstatue von Primaporta gegen Ende der römischen Republik zeichnet sich noch durch eine bemerkenswerte Kunstfertigkeit aus. Der Bildhauer beweist seine Meisterschaft an den feinen Gesichtszügen des primus inter pares, atemberaubenden Details auf dem Brustpanzer und dem realistischen Faltenwurf der Toga.
Demgegenüber tritt uns die Büste eines Maximinus Daia zu Beginn des 4. Jahrhunderts als Abbild eines grobschlächtigen Ungeheuers entgegen. Mit groben Meißelhieben hat ein liebloser Kunsthandwerker Kopfhaar und Dreitagebart angedeutet. Der Faltenwurf hat nichts mehr von der spielerischen Eleganz des augusteischen Vorgängers. Aus aufgerissenen Glubschaugen starrt uns der durchdringende Wahnsinn eines Soldatenkaisers an, in dem antike Geschichtsschreiber einen Migranten aus Illyrien vermuteten.
Führte Bevölkerungsaustausch zum Zusammenbruch?
Zwischen Augustus und Maximinus Daia liegen gut 300 Jahre Masseneinwanderung aus Nordafrika und dem Nahen Osten nach Rom. Diesen demografischen Austausch besiegelte der syrisch-afrikanische Kaiser Caracalla, welcher 212 allen freien Bewohnern des Reiches das volle Bürgerrecht verlieh. Der britische Mainstream-Historiker Peter Heather vermutet, die massenhafte Einwanderung fremder Barbarenvölker habe zu Konflikten geführt, die den Erhalt komplexer Systeme immer mehr erschwerte.
Eine traurige Folge dieses zivilisatorischen Zusammenbruchs zeigt sich in der Verachtung von Gelehrsamkeit und offenen Debatten: Im Jahr 529 ließ der oströmische Kaiser Justinian die Platonische Akademie für immer schließen. Damit trat der freie Geist griechischen Denkens für ein knappes Jahrtausend vorerst aus der Welt, bis ihn später die Nachkommen der germanischen Langobarden im nördlichen Italien wieder wachküssten.
Über die Autoren der Studie
Edward Dutton ist ein britischer Forscher mit Schwerpunkt auf Evolutionsbiologie und Intelligenzforschung. Dutton erwarb 2005 einen Doktortitel an der Universität Aberdeen mit einer Arbeit über christlichen Fundamentalismus. Seit 2019 ist Dutton Redaktionsmitglied der Zeitschrift für evolutionäre Psychologie, Mankind Quarterly. Edward Dutton ist der Autor mehrerer Sachbücher, die hier bestellt werden können.
Emil Kirkegaard gründete 2014 mit Davide Pfiffer die Online-Publikationsplattform OpenPsych. OpenPsych ermöglicht die kostenlose Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten im peer review-Verfahren, die aufgrund politischer Korrektheit vom akademischen Mainstream derzeit noch bekämpft werden. OpenPsych konzentriert sich auf die Forschungsgebiete Differentielle Psychologie und Verhaltensgenetik.
Davide Pfiffer ist ein italienischer Evolutionsbiologe und Mitbegründer von OpenPsych. Pfiffer veröffentlichte auch in Mainstream-Publikationen wie Thinking Skills und Personality and Individual Differences. Seit 2012 veröffentlicht Pfiffer vornehmlich in Publikationen wie Mankind Quarterly und Open Behavioral Genetics, die nicht der Zensur durch die politische Korrektheit unterliegen.