Seit Wochen befindet sich die AfD auf einem Umfragehoch. Doch die Partei ruht sich nicht darauf aus, sondern nutzt den Rückenwind, um (meta-)politischen Boden gutzumachen. Heimatkurier-Chefredakteur Philipp Huemer stellt in seinem Kommentar die vier entscheidenden Gebietsgewinne der vergangenen Woche vor.
Ein Kommentar von Philipp Huemer
Seit Wochen eilt die Alternative für Deutschland von Umfragehoch zu Umfragehoch – gekrönt von kommunalpolitischen Erfolgen in Sonneberg und Raguhn-Jeßnitz. Doch die AfD dürfte keineswegs gewillt sein, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Alleine in der letzten Woche erzielte man vier wichtige (meta-)politische Gebietsgewinne, die hinsichtlich der Zukunft der Partei optimistisch stimmen.
Solidarität und Remigration im Bundestag
Donnerstag, 7. September im Deutschen Bundestag. Nachdem Matthias Helferich bereits am Vortag die Haushaltspläne der Ampel zerrissen hatte, tritt er erneut ans Rednerpult. Thema: Die Instrumentalisierung der bundesrepublikanischen Behörden gegen die patriotische Opposition. Er spricht die schikanösen Hausdurchsuchungen bei identitären Aktivisten in der Causa Peutenhausen an und zeigt sich mit ihnen solidarisch – mitten im Bundestag, wohlgemerkt. Als er am Ende seiner Rede „millionenfache Remigration“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt beschwört, waren die hysterischen Reaktionen in den sozialen Medien bereits vorprogrammiert – verzweifelte Warnungen vor der Übernahme des Begriffs inklusive.
Abrechnung mit dem Schuldkult
„Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“, dieser einfache Satz des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah in einem Kurzvideo reichte, um bundesweite Empörung und Hysterie auszulösen. Über 618.000 Aufrufe hat das Video alleine schon auf Twitter. Kein Wunder: In weniger als einer Minute rechnet Krah rhetorisch gekonnt mit dem herrschenden Schuldkult ab und erklärt seinen Zusehern, warum wir als Deutsche allen Grund haben, auf unsere Vorfahren stolz zu sein – Balsam auf die Seele schuldkultgeplagter Bundesbürger. Ein in seiner Wirkung nicht zu unterschätzender metapolitischer Vorstoß: „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“ – dahinter gibt es nun kein Zurück mehr. Hier verläuft die Front.
8./9. Mai – kein Tag der Befreiung
Am Sonntag war AfD-Parteichefin Alice Weidel zum Sommerinterview beim ARD geladen. Dort wurde sie unter anderem zur Teilnahme ihres Parteikollegen Tino Chrupalla am Empfang der russischen Botschaft zum „Tag des Sieges“ am 9. Mai befragt. Kurzerhand erklärte sie, sich persönlich gegen die Teilnahme entschieden zu haben – aus politischen Gründen: Die Niederlage des eigenen Landes mit einer ehemaligen Besatzungsmacht zu feiern, sei ihr nicht zuletzt aufgrund der Fluchtgeschichte ihres Vaters fremd. Ein solches Bekenntnis kann in Zeiten, in denen der 8. bzw. auch 9. Mai im Westen als quasireligiöser „Tag der Befreiung„ gefeiert wird, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Damit erfolgte innerhalb weniger Tage der zweite Bruch der AfD mit dem herrschenden Schuldkult – was mittlerweile auch international für Aufsehen sorgt.
Nordhausen: Nächster AfD-Oberbürgermeister?
„Mein Name ist Jörg Prophet. Ich bin 61 Jahre, Nordhäuser, Unternehmer, Vater und Opa.“, mit diesen schlichten Worten stellt sich der Kandidat zur Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen auf seiner Netzseite vor. Dann der Paukenschlag bei der gestrigen Wahl: 42,1 Prozent konnte Prophet im ersten Wahlgang erringen, womit er seine Konkurrenten weit hinter sich ließ. Der bisherige parteilose Bürgermeister erzielte lediglich 23,7 Prozent, die Kandidaten der SPD und CDU sind mit 18,6 bzw. 11,2 Prozent weit abgeschlagen. Laut Prophet habe sich die „konstruktive Zusammenarbeit im Stadtparlament“ mit allen Kräften bezahlt gemacht. Unabhängig vom Ergebnis der kommenden Stichwahl hat die AfD damit einen weiteren Pflock in die Kommunalpolitik eingeschlagen – am 24. September könnte nach Sonneberg der nächste „Dammbruch“ erfolgen. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Katrin Göring-Eckardt, fühlt sich jedenfalls bereits zu einer einschlägigen Mahnung verpflichtet.
Der Kampf geht weiter
Wer Macht erringen will, darf sich nicht auf die Verwaltung von Gebietskörperschaften beschränken: „Der Staat war nur ein vorgeschobener Schützengraben, hinter welchem sich eine robuste Kette von Festungen und Kasematten befand„, so beschreibt der italienische Kommunist und Politstratege Antonio Gramsci die Bedeutung der Metapolitik. Entscheidende Teile der AfD haben das begriffen – und in der vergangenen Woche wichtige Gräben erobert, die es nun zu halten gilt. Denn der Kampf geht weiter: Die über die BILD-Zeitung lancierte Ankündigung einer Wagenknecht-Partei zeigt, dass in naher Zukunft mit Gegenoffensiven zu rechnen sein wird.