„Lässt man die Grenzen schutzlos, geht das Reich in Flammen auf“

„Wiener, Österreicher, Deutsche, Europäer!“ – mit diesen Worten beginnt Thor v. Waldstein im September 2018 seine fulminante Rede anlässlich der Feier des Jahrestages der Schlacht am Kahlenberg. Er lässt darin nicht nur die Ereignisse des Jahres 1683 Revue passieren, sondern zieht Parallelen zur Gegenwart und bekräftigt die Verpflichtung zur Verteidigung unseres europäischen Erbes.

Ansprache aus Anlaß des Jahrestages der Schlacht am Kahlenberg am 8. September 2018 – von Thor v. Waldstein

Wiener, Österreicher, Deutsche, Europäer!

I.

Wir gedenken heute des 335. Jahrestages der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683, bei der kaiserliche Truppen die Zweite Belagerung Wiens durch die Türken erfolgreich beendeten. Diesem Befreiungsschlag von welthistorischer Bedeutung war ein jahrhundertelanges Vordringen der Osmanen auf europäisches Terrain vorangegangen: 1354 eroberten sie mit Gallipolli ihren ersten Stützpunkt auf europäischem Boden. 1389 schlug Sultan Murad I. in der Schlacht auf dem Armselfeld die verbündeten christlichen Fürsten aus Serbien und Bosnien. Im Laufe des 15. Jahrhunderts dehnte sich das Osmanische Reich auf weite Teile Südosteuropas aus. Bereits 1425 waren die Türken zum ersten Mal im habsburgischen Grenzland aufgetaucht und wurden seitdem als Bedrohung empfunden.

Ein Jahrhundert später unternahm Sultan Süleyman der Prächtige den ersten Versuch der Osmanen, unmittelbar in das Herz des Abendlandes, in das Heilige Römische Reich deutscher Nation, vorzustoßen. 1521 eroberte er Belgrad und in der Schlacht von Mohács im Jahr 1526 sicherte er sich den Zugriff auf große Teile Ungarns und Kroatiens, wodurch die „Vormauer des Reiches“ gefallen war. Und nur drei Jahre später, im Jahr 1529, – die Verteidigungskraft des Reiches war durch die religiöse Spaltung geschwächt – stand Süleyman mit einer Streitmacht von hunderttausend Mann vor den Toren der deutschen Kaiserstadt. Vom 27. September bis zum 15. Oktober 1529 währte diese erste Belagerung Wiens.

Die Verteidigung der Hauptstadt des Reiches unter dem Kommando des Feldherrn Graf Niklas Salm trotzte tapfer der osmanischen Artillerie und den türkischen Bestrebungen, die Wiener Stadtmauern zu untergraben und zu sprengen. Mit jedem Tag, an dem die Einschließung fortdauerte, verschlechterten sich indes die Chancen, der gewaltigen türkischen Übermacht standzuhalten. Die eingekesselte Bevölkerung, deren Versorgung sich immer mehr dem Ende zuneigte, hoffte auf und betete für ein Wunder. Und das Wunder geschah: Denn nicht nur die Versorgung der eingeschlossenen Wiener, auch der Nachschub der osmanischen Belagerungstruppen war katastrophal. Als es dann am Morgen des 15. Oktober 1529 heftig zu schneien begann, entschloß sich Süleyman zum Rückzug. Das Abendland konnte aufatmen. Die Orientalisierung des Reiches war noch einmal abgewandt worden.

II.

Beseitigt war die osmanische Gefahr freilich nicht. Eineinhalb Jahrhunderte später, im Jahr 1683, gellte erneut der Schreckensruf durch Europa: „Die Türken vor Wien!“ Wieder war das Reich geschwächt, da Ludwig XIV., der Sonnenkönig, auf der Oberrheinschiene von Straßburg bis Heidelberg und darüber hinaus linksrheinisch bis Koblenz keinen Stein auf dem anderen ließ und brandschatzend und Burgen und Städte verwüstend, durch Deutschlands Westen zog. Daher waren dort wesentliche militärische Kräfte des Kaisers gebunden. Würde es in dieser Zweifrontenlage Österreich, des Reiches Schild, gelingen, den fremdreligiösen Eroberungsansprüchen der Osmanen Widerpart zu bieten? Würde der Herr der habsburgischen Erblande den abendländischen Ostraum vom mare balticum bis zum mare adriaticum vor der türkischen Orientgroßmacht schützen können? Der Ernst der Lage war für jeden, der geopolitisch zu denken vermochte, klar erkennbar: Sollte Wien fallen, drohte der Vorstoß nach Mitteleuropa – nichts hätten die osmanischen Reiter unter Führung des legendären Kara Mustafa Pascha lieber getan, als ihre Pferde am Rhein oder an der Weichsel zu tränken.

Der Belagerungsring um die zwischenzeitlich entscheidend verstärkte, sternförmige Wallmauer um Wien war am 14. Juli 1683 geschlossen. Am nächsten Tag begann die Beschießung der Stadt durch die technisch wesentlich verbesserte Artillerie. Am 29. Juli starteten die Osmanen wieder den Minenkrieg; Sprengungen und Sturmangriffe gegen die Basteifestung in der Stadt folgten. Die Verteidiger Wiens unter Führung des kaiserlichen Generals Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg befanden sich spätestens seit Mitte August 1683 -in der Stadt war zu allem Überfluß die Ruhr ausgebrochen – in einer verzweifelten Lage. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Stadt dem massiven türkischen Angriffsdruck erliegen würde. In der Zwischenzeit war es indes Kaiser Leopold I., der die Stadt noch rechtzeitig vor der Einschließung in Richtung Linz hatte verlassen können, gelungen, mit Unterstützung des Papstes, Venedigs und Polens eine Heilige Liga europäischer Mächte zu schmieden. Deren Aufgabe war es, das belagerte Wien zu entsetzen.

Das Oberkommando des Entsatzheeres, das sich unter der Fahne des weißen Kreuzes auf rotem Grund formierte, stand unter Leitung König Johann III. Sobieski von Polen. Die kaiserlichen Truppen wurden angeführt von Herzog Karl von Lothringen. Am 11. September besetzten die alliierten christlichen Truppen das Kahlengebirge, und in den Morgenstunden des 12. September 1683 ging das Entsatzheer von den Höhen des Wienerwaldes her zum Generalangriff gegen die im Rücken ungeschützten osmanischen Belagerungstruppen über. Gleichzeitig begannen Wiener Soldaten einzelne Ausfälle aus der Stadt heraus, wodurch die Osmanen einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt wurden, dem sie schließlich erlagen. Das türkische Heer flüchtete überstürzt und konnte sich erst in Schwechat wieder sammeln, um geschlagen nach Hause zu ziehen. Auf Befehl des Sultans wurde Kara Mustafa noch im selben Jahr, am 25. Dezember 1683, wegen militärischen Versagens mit einer Seidenschnur erdrosselt.

Die Schlacht am Kahlenberg markiert zwei für die weitere Geschichte des Abendlandes entscheidende Entwicklungen: Den Anfang vom Ende des Osmanischen Reiches, das Mustafa Kemal 240 Jahre später, im Jahre 1923, dann auch staatsrechtlich zu Grabe trug. Und 1683 steht daneben für den endgültigen Durchbruch des römischen Kaisertums Habsburg, dessen Dreiklang christlich, mitteleuropäisch und deutsch für das I. Reich bis zu dessen Ende im Jahre 1806 bestimmend werden sollte. Austria Europae Imago, Onus, Unio – Österreich als Europas Ebenbild, Belastung und Zwang zur Einheit, diese Lesart eines klassischen habsburgischen Wahlspruches hatte 1951 der deutsche Rechtshistoriker Eugen Rosenstock-Huessy vorgeschlagen. Und auf keinen Zeitpunkt in der europäischen Geschichte paßt dieser Satz besser als auf das Datum der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683. Die Verteidigung und die Rettung Wiens waren eine gesamtdeutsche Tat ebenso wie ein Werk europäischen Zusammenhalts. „Läßt man die Grenzen schutzlos, geht das Reich in Flammen auf„, hatte es schon Ende des 16. Jahrhunderts in einem Hilfegesuch der österreichischen Stände geheißen – und nur durch eine gewaltige deutsche und europäische Kraftanstrengung war es gelungen, die Türkennot zu überwinden und die Zukunft des Reiches als der zusammenfassenden Kulturidee der europäischen Nationen zu sichern.

III.

Projiziert man diese historischen Ereignisse auf die Gegenwart, so ergeben sich neben einigen Parallelen auch markante Unterschiede zu der Situation des Jahres 1683: Wie damals ist Österreich, Deutschland und Europa heute der Existenzbedrohung durch eine Überfremdung und Islamisierung unserer europäischen Heimat ausgesetzt. Wie damals sind wesentliche Bestandteile unserer ethnischen, religiösen, kulturellen und politischen Identität elementar gefährdet und – wird dem Geschehen nicht bald in die Speichen gegriffen – dem Untergang geweiht. Der Unterschied freilich ist: 1683 stand der Feind ausschließlich extras muros, während intra muros das Volk zusammenhielt. Heute sitzen die Hauptfeinde der europäischen Völker – von der obersten FremdenFührerIn in Berlin über den alkoholkranken Despoten in Brüssel bis zu dem Rothschild-Tanzbären in Paris – intra muros.

Zusammen mit einem Millionenheer desorientierter Europäer, denen man erfolgreich eingeredet hat, alles Böse auf diesem Globus erwachse aus der Besinnung auf das Eigene und aus der Bewahrung des Eigenen vor dem Fremden, organisieren diese Volksfeinde den großen Austausch. Hierbei kommt den islamischen Massen aus Afrika, Arabien und Asien ganz überwiegend nur eine passive Rolle zu. Sie figurieren als medial über die Balkanroute oder über das Mittelmeer gelockte und gelenkte Verschiebegrößen, deren ethnische Identität in der geplanten Neuen Weltordnung in gleicher Weise eingeebnet werden soll wie diejenige der europäischen Völker. Lassen wir uns also keine falschen Feinde aufbinden. Zu bekämpfen sind in erster Linie diejenigen, die die politische Verantwortung für Migrationsdruck und Überfremdung haben, und das ist die von jenseits des Atlantiks fremdbestimmte EU-Pseudoelite, die auf allen Kanälen una voce ihren universalistischen, politmedialen Singsang verbreitet, unter dessen Schalmeienklängen die Europäer ihren eigenen ethnischen Ausverkauf als Menschheitsbeglückung abfeiern sollen.

Diese Moralschamanen des Westens reden viel von der Würde des Menschen und treten doch die Würde der europäischen Völker tagtäglich mit Füßen. Sie faseln ständig von einem vermeintlichen, unter den Autochthonen verbreiteten Rassismus und spulen unablässig ihr Unterwerfungsvokabular ab – von Toleranz über Respekt bis zu der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Tatsächlich sind jedoch diejenigen, die uns zu Tode moralisieren wollen, selbst von einem rassistischen Haß auf das Eigene geprägt, dem nichts ferner ist als Respekt vor dem eigenen Volk, vor der eigenen Kultur, vor der Achtung des Gedenkens an unsere Ahnen und vor der Bewahrung der Zukunft für unsere Nachfahren. Diese politische Klasse, die die Existenz des Kontinents an den Abgrund gefahren hat, muß – einschließlich ihrer Steigbügelhalter und nützlichen Idioten in Medien, Schulen, Universitäten und Kirchen – binnen kurzem von den Schalthebeln der Macht entfernt werden, wenn das europäische Erbe für unsere Kinder und Enkel bewahrt werden soll.

IV.

Wir lassen uns von den in Brüssel, Berlin und Paris regierenden bambini americani nicht weißmachen, daß dieser EU-Moloch das letzte Wort der Geschichte sein soll. Wir wissen, daß Europas Stärke in seinen Völkern und Nationen liegt und gerade der sich in Osteuropa, aber auch in Mitteldeutschland, Österreich und Italien formierende wachsende Widerstand gegen die geplante Umvolkung zeigt, daß für uns nichts wichtiger sein kann als ein flächengreifender, ethnischer Fundamentalismus, der aufgehört hat, Nachsicht gegenüber denjenigen zu zeigen, die weiter unsere seelischen Kraftquellen vergiften wollen. Wir vertrauen darauf, daß die europäischen Völker in dieser existenziellen Stunde des Kontinents zusammenhalten und sich nicht wieder von raumfremden Mächten auseinanderdividieren lassen. Wir glauben an ein Europa der in den Nationen gebundenen und von ihnen getragenen Persönlichkeiten.

Wir werden das großartige kulturelle Erbe Europas mit Zehen und Klauen verteidigen; gerade die Vielfalt dieses geistigen Erbes macht seinen Wert aus: von Goethes Faust bis zu Raffaels Gemälden, von dem Zauber lettischer oder walisischer Chöre bis zu den Gedichten T.S. Eliots oder Josef Weinhebers, von Mozarts Serenaden bis zu Shakespeares Dramen, von Montaignes Essais bis zu Dostojewskis Romanen, von Verdis Opern bis zu Miguel de Cervantes‘ Don Quixote, dessen Ritt durch die Ebenen der Mancha nie endet. Jeder, der sich einen Sinn für Europas Seele bewahrt hat, weiß, wo das Herz dieses Kontinents schlägt: in der Kaisergruft in Wien und in Nietzsches armseligen Zimmer in einem Bauernhaus in Sils-Maria, am Brandenburger Tor und in der alten Sarazenenburg bei Monreale auf Sizilien; am Grabe Bachs in der Thomaskirche in Leipzig, auf den Friedhöfen in Paris und in den mittelalterlichen Gassen von Krakau; im Turm zu Belem in Lissabon, den die portugiesischen Seefahrer grüßten, wenn sie in die Welt aufbrachen, und in den Häfen von Southampton und Liverpool, von denen aus die Briten ihr Weltreich begründeten; im Winterpalais zu St. Petersburg, im Prado in Madrid und auf dem Hradschin in Prag; in den Kathedralen von Evora, Burgos, Orleans und Canterbury und im Speyerer Dom, in dessen Krypta die salischen Kaiser, die Hüter des Reiches, ruhen.

Die griechische Philosophie, das römische Recht und die Bibel haben Europas Völker zu dem gemacht, was sie waren und was sie sind. Ethos, Logos und Nomos, in Schwung gehalten durch Eros, Mythos und Thymos, waren und sind die Grundkoordinaten europäischen Denkens und Handelns. Diesem Erbe fühlen wir uns verpflichtet. Dieses Erbe werden wir für unsere Kinder und Enkel bewahren. Europa ist für uns kein totes Museum, sondern eine Verpflichtung, die vergangenen Leistungen des europäischen Menschen in die Zukunft fortzusetzen. Europa ist unsere Heimat, und da wir keine andere Heimat haben, lassen wir uns von europäischem Boden nicht vertreiben. Ceterum censeo, Europam esse restituendam.

Diese Rede von Thor v. Waldstein wurde am 8. September 2018 anlässlich einer Veranstaltung der Plattform „Gedenken 1683“ am Wiener Kahlenberg gehalten. Mit freundlicher Genehmigung übernehmen wir sie für die Netzseite des Heimatkuriers.

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