Roger Beckamp – Rechtsanwalt, AfD-Politiker und Vater – ist ein Mann der ruhigen Töne. Bedacht und mit der gebotenen Einfühlsamkeit widmet er sich in einem seiner jüngsten Videobeiträge der Vergangenheit seines Volkes und eröffnet Einblicke in Erzählungen seines Vaters. Es geht um nichts weniger, als die Geschichte der Deutschen im und nach dem Zweiten Weltkrieg – und was heute davon geblieben ist.
Die geschichtliche Behandlung der Leiden deutscher Zivilisten und Soldaten im Zweiten Weltkrieg ist bis heute ein von Ethnomasochismus und Schuldkult überlagertes Thema: „Die deutschen Opfer von Flucht, Vertreibung und Kriegsverbrechen finden in der öffentlichen Diskussion nicht statt“, so die einleitenden Worte des am 27. Oktober veröffentlichen Videos. Zu viel wird ausgelassen, zu wenig stehen Tapferkeit und Opfer der Deutschen im Mittelpunkt der Geschichtserzählung. Um dieses fehlende Stück im Mosaik der Geschichtsschreibung zu bergen und einzfügen und ein vollständigeres Bild der Vergangenheit zu zeichnen, ruft Beckamp junge Deutsche auf, Ereignisse und Erlebnisse ihrer Vorfahren aus dieser Zeit zuzusenden, um sie einem größeren Publikum bekannt zu machen. Damit wird ein entscheidender Schritt hin zu einer alternativen Identitätspolitik gemacht, die eine positive Erinnerungskultur hervorbringen kann.
Wer schreibt die Geschichte?
Von seinem eigenen Vater (Jahrgang 1929) erzählt Roger Beckamp, wie dieser nach den verheerenden Bomberangriffen mit eigenen Händen Leichen aus den Trümmern geborgen hatte. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges haben ihre Versionen der damaligen Ereignisse zur einzigen Version gemacht, in Filmen und Büchern verbreitet und verarbeitet, während die Besiegten – wie fast immer – zum Schweigen verdammt waren und die Verbrechen nicht benennen durften. Die Nachkriegsordnung erzog sich dann eine eigene Generation von Deutschen heran, die, geprägt durch eben diese einzige Version und Reeducation, eine Neurose bezüglich der eigenen Vergangenheit und einen nationalen Selbsthass entwickelte. Seit einiger Zeit wird es in rechten Kreisen jedoch wieder möglich den eigenen Blick zurückzuwenden und von den eigenen Erlebnissen, Opfern und Heldentaten zu erzählen.
Zuerst die eigenen verstehen, dann die anderen
„Nicht um anzuklagen oder aufzuwiegen, sondern um sich der Opfer unserer Ahnen zu erinnern.“ Roger Beckamps Mission ist keine revanchistische. Die Beispiele der Wilhelm Gustloff, ein Passagierschiff, das am 30. Januar 1945 mit über 9.000 Personen an Bord sank, nachdem es von einem sowjetischen U-Boot getroffen wurde und der vom Verlag Hydra-Comics verarbeiteten Geschichte der Befreiung Nemmersdorf sollen zeigen, wie Leidensfähigkeit, Mut, Grausamkeit und Opferbereitschaft auf beiden Seiten ihren Abdruck in der Historie hinterließen. Um die deutsche Seite besser kennenzulernen, ruft der Landtagsabgeordnete aus Nordrhein-Westfalen junge Leute unter 30 auf, die Geschichte eines Kriegsverbrechens von alliierter Seite oder die einer ritterlichen Tat unter Feinden auf dem Schlachtfeld zu schildern. In einem weiteren Video sollen diese Erzählungen dann anonymisiert dargestellt werden.
„Die deutsche Geschichte ist kein Verbrecheralbum, die der alliierten, ehemaligen Feinde, auch nicht. Aber es gibt bei allen viel zu sagen und es gilt an viele Taten und Menschen zu erinnern, die die Geschichte fast vergessen hat.“