Patrick Heinz (JA NRW) zu den Entgleisungen des Kreisverbandes Mettmann

Mit einer öffentlichen Stellungnahme hat sich der AfD-Kreisverband Mettmann jüngst gegen die eigene Jugendorganisation, die Junge Alternative, positioniert. Patrick Heinz ist zugleich stellvertretender Vorsitzender der JA-NRW und Mitglied im Mettmanner Vorstand. Im Gespräch mit dem Heimatkurier klärt er über die skandalösen Vorgänge hinter den Kulissen auf.

Der Heimatkurier hat am Dienstag über die verbalen Entgleisungen des AfD-Kreisverbandes Mettmann berichtet. Zwischenzeitlich wurde das entlarvende Schreiben über den Verteiler des Bezirksverbandes Düsseldorf an 15 Kreisverbände und deren Mitglieder versandt. Wir haben mit mit Patrick Heinz, zugleich stellvertretender Vorsitzender der JA-NRW und Mitglied im Mettmanner Vorstand, über die Gründe für diese Eskalation und die skandalösen Vorgänge hinter den Kulissen gesprochen.

Lieber Patrick! Gestern veröffentlichte der AfD Kreisverband Mettmann auf Facebook eine haarsträubende Stellungnahme gegen die Junge Alternative. JA-Mitgliedern wurde explizit dazu geraten, die Jugendorganisation zu verlassen. Wie kam es dazu?

Was während des Entstehungsprozesses im Autors vor sich ging, darüber kann man nur mutmaßen. Ein solch blanker Zorn gegen die eigene Parteijugend, welche sich seit ihrer Entstehung idealistisch für die Botschaft der AfD einsetzt, ist mir unerklärlich. Sich als AfD-Funktionär auf die Einstufung des „Verfassungsschutzes“ zu stützen, um der JA nationalsozialistisches Gedankengut nachzusagen – sowie zu schlussfolgern, man solle bald alle JAler aus der Partei werfen – kann ich selbst wohlwollend nur als einen willentlichen Akt der internen Zersetzung werten. Als Kreisvorstandsmitglied in Mettmann wurde ich gestern aufgefordert, dieses unsägliche Schreiben über meinen Account an die Mettmanner Mitgliedschaft zu verbreiten. Diese Aufgabe muss leider jemand anders aus dem Vorstand übernehmen; ich werde ein solches Pamphlet nicht mit meinem Namen in Verbindung bringen.

Du selbst beschreibst das bisherige Verhältnis zwischen JA und KV Mettmann als positiv und harmonisch – auch in der Mitgliederbasis. In deiner gestrigen Stellungnahme gegenüber dem Heimatkurier hast du gesagt: „Plötzlich wirken jedoch im Vorstand Kräfte, die dieses Kooperationsfundament vorsätzlich zerstören wollen.“ Welche Kräfte sind das?

Nachdem die Zusammenarbeit zwischen JA und KV Mettmann über ein Jahr lang positiv verlief – mit gemeinsamen Veranstaltungen, Infoständen, Flyeraktionen und so weiter – kam es vor einigen Monaten wie durch Zauberhand zu einem Sinneswandel einiger Akteure. Ohne die jeweiligen Namen nennen zu dürfen, gibt es eine knappe Mehrheit im Vorstand unter Führung des Kreissprechers Markus Neitsch, die offensichtlich nichts mehr von der JA wissen wollen. In darauffolgender Konsequenz werde auch ich als Vorstandsmitglied aus Entscheidungsprozessen und Gesprächen über Termine, Veranstaltungen oder schriftliche Mitteilungen ferngehalten und isoliert. Ich bekomme nur noch im Voraus abgesprochene Beschlussvorlagen, die ich abnicken soll. Auch die Zugänge zu KV-Facebook-Seite und KV-Webseite wurden mir ohne Angabe von Gründen entzogen. Hier hat sich praktisch über Nacht eine starke feindliche Haltung gegen die Parteijugend etabliert, ohne dass es dafür einen Anlass gäbe.

Du bist selbst Mitglied des Kreisvorstandes Mettmann – dein Widerspruch gegen die Veröffentlichung wurde jedoch übergangen. Ist das Vorgehen damit überhaupt gedeckt? Und wie schätzt du die Unterstützung für ein derartiges Vorgehen bei der Mitgliederbasis ein?

Mehrheitsbeschlüssen im Vorstand ist natürlich grundsätzlich Folge zu leisten, was ich im Rahmen meiner Amtszeit stets respektiert habe. Wenn allerdings durch eine Vorstandsmehrheit im öffentlichen Raum gefordert wird, die gesamte anerkannte Parteijugend auf Basis haltloser Behauptungen des VS aus der Partei zu fegen, ist eine Grenze überschritten. Dann verstößt ein Beschluss dermaßen drastisch gegen die innere Ordnung der Partei, dass mir keine Möglichkeit bleibt, als – ebenso öffentlich – mein Wort dagegen zu erheben. Für vereinzelte machthungrige Amtsträger mag ein Ausschluss aller JA-Mitglieder womöglich irgendwie nachvollziehbar klingen. In der breiten Mitgliederbasis jedoch, die uns als JA persönlich kennt, mit uns zusammen auf Veranstaltungen verweilt, Flyer verteilt und an Infoständen steht, werden solch abwegige Forderungen nie salonfähig sein. Allein schon das Vorhaben des Autors, den Mitgliedern über propagandistische Mittel eine solch extreme Meinung eintrichtern zu wollen, zeugt von Respektlosigkeit den Mitgliedern gegenüber sowie maßloser Selbstüberschätzung.

Mittlerweile hat der Kreisverband auf seiner Facebook-Seite die Kommentarfunktion deaktiviert. Hat man hier Angst vor berechtigter Kritik?

In Windeseile hatte der Facebook-Beitrag knapp 50 Kommentare, deren Verfasser ihre Solidarität mit der JA ausdrückten und das Vorgehen des Autors aufs Schärfste verurteilten. Natürlich rückt das den Kreisverband nicht in ein gutes Licht. Was man jedoch an dessen Statt erwartet hat, ist mir unerklärlich. Die dort getroffenen Aussagen über die JA sind so absurd, dass sie unmittelbar aus einer ÖRR-Doku oder von der Amadeu-Antonio-Stiftung stammen könnten.

Immer wieder fällt der Landesverband NRW mit ungeschickten Anbiederungen an den politischen Gegner auf – so zuletzt Martin Vincentz, der einem Parteikollegen über den WDR mit dem Parteiausschluss drohte. Gibt es in NRW ein Führungsproblem?

Ich erkenne im derzeitigen NRW-Führungsstil große Ähnlichkeit mit dem Abgesang der Ära Meuthen. Vorfeldorganisationen, die öffentlich für die Botschaft der AfD kämpfen, werden auf Distanz gehalten oder gar öffentlich denunziert. Auch über die JA verliert man kein gutes Wort – in der Hoffnung, sich dadurch die Gunst des Establishments zu erbetteln. Mitunter droht die Parteiführung langjährigen Mitstreitern, wie kürzlich dem Bonner Kreissprecher Gerald Christ, öffentlich mit einem Ausschluss, weil er sich den Kontakt zum patriotischen Vorfeld nicht verbieten lässt. Die Vorstellung, dass uns das Establishment dafür irgendwann akzeptieren wird, ist absurd. Es wird die AfD immer hassen, ganz gleich, von wie vielen Organisationen und Personen man sich bis dahin distanziert hat. Medien und Verfassungsschutz lachen sich stets ins Fäustchen, wenn AfD-Funktionäre über ihre willkürlichen Stöckchen springen – und auch Linke jubeln jeden Mal, wenn die AfD ihre eigenen Strukturen attackiert. Dann heißt es nicht „Bald sind sie endlich wählbar“, sondern „Schön, die zerlegen sich weiter selbst“.

Am 24.02. findet der Parteitag der nordrhein-westfälischen AfD. Welche Bedeutung kommt diesem Parteitag angesichts der Ereignisse in den vergangenen Wochen aus deiner Sicht zu?

Wir stehen vor der Entscheidung, ob wir endlich selbstbewusste und standhafte Politik in NRW betreiben, oder ob der Landesverband als CDU 2.0 in seiner weichen Gefallsucht untergeht. Da der derzeitige Führungskurs bereits länger von Kritik übersät ist, steigt die Anspannung in der nordrhein-westfälischen AfD entsprechend spürbar. Absurde Anti-JA-Kampagnen könnten somit auch eine Facette der Parteitagsnervosität sein. Im Übrigen werden am Parteitagswochenende Einlasskontrolle, Akkreditierung, Stimmgerätausgabe, und so weiter von früh morgens bis spät abends ehrenamtlich von JA-Mitgliedern übernommen. Gerade vor diesem Hintergrund wäre etwas mehr Anerkennung seitens der Mutterpartei wünschenswert, und weniger peinliches Schweigen bei Auswüchsen wie denen im Kreisverband Mettmann.

Lieber Patrick, herzlichen Dank für das Gespräch!

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