Dries Van Langenhove: „Das Regime hat nie aufgehört, mich anzugreifen“

Der belgische Ex-Abgeordnete Dries Van Langenhove wurde kürzlich zu einem Jahr Haft verurteilt. Heimatkurier-Redakteur Jonas Greindberg besuchte Dries im Hauptquartier seiner aktivistischen Jugendbewegung „Schild & Vrienden“ in Belgien, um mit ihm über juristische Repression, Migration, Identität und die Zukunft Europas zu sprechen.

Das Interview führte Jonas Greindberg

Ein Gericht in Belgien verurteilte van Langenhove, weil er Mitglied einer Chatgruppe gewesen war, in der politisch unkorrekte Memes geteilt wurden. Memes, die nicht einmal von ihm selbst stammen, sondern von Dritten. An dem patriotischen Aktivisten und Gründer von Schild & Vrienden soll mit dieser Rekordstrafe ein Exempel statuiert werden. Wir haben mit ihm gesprochen.

Jonas Greindberg: Lieber Dries, hast du einen belgischen Pass?

Dries Van Langenhove: Ja, ich habe einen belgischen Pass.

Hast du auch eine belgische Identität?

Nicht wirklich, denn es gibt so etwas wie eine belgische Identität nicht. Es gibt Flamen in Belgien, es gibt Wallonen in Belgien. Aber Belgier gibt es nicht wirklich. Es gibt keine belgische Identität, keine belgische Kultur, es gibt keine belgische Sprache und auch keine belgische Geschichte. Eines meiner wichtigsten politischen Ziele wäre also die Schaffung eines unabhängigen flämischen Nationalstaates.

Was heißt es für dich, Flame zu sein?

Nun, Flame zu sein bedeutet, eine Verbindung zu unserer Vergangenheit zu haben, nach einer Zukunft zu streben, in der wir das Land, das unseren Vorfahren gehört, das mit ihrem Blut, ihrem Schweiß und ihren Tränen aufgebaut wurde, an unsere Nachkommen weitergeben können. Das ist eines meiner wichtigsten politischen Ziele. Flämisch zu sein bedeutet, Teil unserer Geschichte und unserer Zukunft zu sein, unserer Lebensweise, unserer kulinarischen Praktiken, unserer Traditionen, unserer Art, miteinander zu kommunizieren.

Was verbindet die Flamen mit den Niederländern?

Wir sprechen die gleiche Sprache, teilen viele Traditionen und in mancher Hinsicht auch den gleichen Glauben. Um unsere Nation zu erhalten, wäre es meiner Meinung nach klug, stärker zusammenzuarbeiten. Vielleicht sogar die Schaffung eines einheitlichen Nationalstaates der Niederländer und Flamen, der wahrscheinlich Dietsland heißen würde. Das ist aber im Moment weder in Flandern noch in den Niederlanden ein wirklich aktuelles Thema.

Du bist wahrhscheinlich der einflussreichste, patriotische Influencer in Belgien. Warum hast du dich entschieden, ein Aktivist zu werden?

Das Wichtigste ist zingeving, wie es auf Flämisch heißt, ein schönes Wort. Es bedeutet übersetzt, dem Leben einen Sinn zu geben. Ich würde gerne eine schöne, gesunde, starke Familie gründen, was im Moment ganz gut klappt. Aber ich möchte auch in der Lage sein, wenn ich alt bin, meinen Kindern, Enkeln, meinen Nachkommen in die Augen zu schauen und ihnen zu sagen, dass ich alles in meiner Macht Stehende getan habe, um dafür zu sorgen, dass das Land unserer Vorfahren das Land unserer Nachkommen bleibt. Es mag sein, dass wir scheitern, aber wir müssen unseren Kindern und Enkeln in die Augen sehen und ihnen sagen können, dass wir alles getan haben, was wir konnten.

Wann hast du gemerkt, dass etwas schiefläuft?

Ich glaube, das war mir schon immer klar. Ich hatte schon immer einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Die flämische Jugend befindet sich in einer Situation, die völlig ungerecht ist. Auf unseren Schultern als junge Menschen ruht eine riesige finanzielle Last, die verschiedene Generationen rücksichtsloser Politiker zu verantworten haben. Unsere Umwelt wird stark verschmutzt. Vor einiger Zeit hatten wir in Flandern einen riesigen Skandal mit sehr, sehr schädlichen PFAS-Chemikalien, die in der Natur nie abgebaut werden. Sie haben den größten Teil des Bodens in Flandern verseucht. Und jetzt sagt die Regierung, dass wir kein Gemüse aus unserem eigenen Garten essen dürfen. Das Wichtigste ist jedoch die Zerstörung des sozialen Gefüges unserer Länder, unserer Nationen, der traditionellen Familie und unserer demografischen Zukunft. Sie importieren massenhaft Einwanderer aus Kulturen und Ländern, die niemals in der Lage sein werden, sich in irgendeiner Weise in unsere Gesellschaften zu integrieren. Und das bedeutet für mein Volk eine riesige, noch nie dagewesene Ungerechtigkeit. Ich habe das in gewisser Weise schon immer bemerkt, schon als Kind. Aber seit ich erwachsen bin, befinde ich mich in einer ziemlich einzigartigen Position in Belgien, aber auch in den Niederlanden und sogar international. Meine Konten in den sozialen Medien gehören zu den größten in Belgien. Ich erreiche jede Woche etwa eine Million Menschen. Es ist also meine Pflicht, wie die Pflicht eines jeden, alle mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu unternehmen.

Du hast an der Universität Gent studiert. Wie war es, als Rechter an einer Universität zu studieren?

Zuerst habe ich Politikwissenschaften und dann parallel dazu auch Jura studiert. Ich war der erste rechte Student, der in den Verwaltungsrat gewählt wurde, das höchste Uni-Gremium. Man muss wissen, dass Gent die größte Studentenstadt des Landes ist und deshalb sehr einflussreich. Meine Wahl war ziemlich umstritten, weil sie zum ersten Mal jemanden in ihren Reihen hatten, der nicht ihrer linksliberalen Einstellung entsprach. Für mich war es auch das erste Mal, dass ich, wie man auf Flämisch sagt, dem Establishment gegen das Schienbein getreten habe. Ich habe Korruption kritisiert, über Gelder gesprochen, die in die falsche Richtung fließen. Das Regime fing an, mich anzugreifen, und das Regime hat seither nie aufgehört, mich anzugreifen. Irgendwann gab es dann eine landesweite Debatte über Transgenderismus. Obwohl Flandern eine recht konservative Region ist, traute sich niemand, im Fernsehen die traditionelle Familie zu verteidigen. Also nahm ich den Fehdehandschuh auf und diskutierte mit einem Professor, der transsexuell ist und derzeit als Minister in der belgischen Regierung sitzt. Daraufhin versuchte die Universität, mich rauszuschmeißen. Ich konnte mich zunächst erfolgreich verteidigen. Aber als acht Monate später einige politisch inkorrekte Memes in einer privaten Chatgruppe entdeckt wurden, kamen sie zurück. Man warf mich aus dem Verwaltungsrat und auch aus der Universität. Ich stand damals nur wenige Monate vor meinem Juraabschluss. Ich habe sie verklagt und gewonnen, aber dann habe ich gemerkt, dass der Rechtsstaat für die Linken nicht zählt. Obwohl das Gericht entschied, dass man mich wieder auf die Universität lassen muss, wurden die Regeln einfach geändert. Jedes Mal, wenn ich zur Universität ging, mussten mich zwei private Sicherheitsbeamte begleiten. Ich musste zwei Wochen im Voraus einen Termin vereinbaren, um die Bibliothek oder die Uni betreten zu dürfen. Sie machten es mir also unmöglich, an die Universität zurückzukehren, und ich habe mein Jurastudium nie beendet, obwohl ich fast fertig war und sehr gute Noten hatte.

Was für Erfahrungen hast du an der Universität mit der Antifa gesammelt?

Flandern ist von den Niederländern, den Spaniern, den Deutschen, den Österreichern und den Franzosen erobert worden. Ich glaube nicht, dass es irgendeine Nation in Europa gibt, die uns nicht irgendwann einmal erobert hätte. Man muss wissen, dass die Flamen ein recht bescheidenes Volk sind. Wir sagen immer, dass man „den Kopf zwischen den Schultern behalten“ muss, was uns oft zum Nachteil gereicht. Wir sind kein wagemütiges Volk, vor allem im Vergleich zu den Franzosen, die ein revolutionäres, durchsetzungsfähiges Volk sind. Wir haben einen sehr beschaulichen Politikstil. In Belgien gibt es keinen ausgeprägten Rechtsextremismus. Auch der Linksextremismus ist in Flandern nicht sehr stark. Eines Tages besetzte die Antifa in Gent ein Universitätsgebäude. Sie hatten riesige Transparente, auf denen sie offene Grenzen forderten. Ich ging allein dorthin, nur ein rechter Student gegen etwa 30 Antifa-Aktivisten. Ich habe alle ihre Transparente heruntergerissen, und es gab ein, zwei oder drei von ihnen, die anfingen, mir gegenüber etwas gewalttätig zu werden. Aber ich habe sofort klargestellt, dass das gegen mich nicht funktionieren würde. Und es gelang mir, ihre Transparente herunterzureißen. Die Antifa in Belgien ist also genau wie die Rechte in Belgien. Wenn ich die extreme Linke in Belgien und Flandern mit Deutschland, Schweden oder Österreich vergleiche, dann ist das eine ganz andere Welt. Wenn ich mir anschaue, wie wenig gewalttätig sie sind, wie können sie dann überhaupt versuchen, rechte Aktivisten zu töten, rechte Politiker zu töten?

Wie kam es zur Gründung von Schild & Vrienden?

An der Universität Gent hat die Antifa einmal Gewalt gegen Menschen angewendet, die einem gemäßigten rechten Politiker namens Theo Franken zuhören wollten, der damals Minister für Asyl und Migration war. Ich denke, dass Meinungsfreiheit an der Universität möglich sein muss. Etwa ein halbes Jahr später, als dieser Politiker an die Universität zurückkehrte, rief ich rechte Studenten dazu auf, sich freiwillig zu melden und als Ordner dafür zu sorgen, dass keine Gewalt mehr gegen Studenten ausgeübt wird. Ich dachte, dass etwa 20 Leute kommen würden, aber es kamen 95 oder sogar 100 Leute, was für Flandern sehr viel ist. Und aus dieser Initiative entstand Schild & Vrienden, die flämische identitäre nationalistische Bewegung. Im Gegensatz zur Génération Identitaire oder der Identitären Bewegung haben wir das Thema der Unabhängigkeit Flanderns. Wir konzentrieren uns auch auf Konservatismus, Katholizismus und die traditionelle Familie. In kürzester Zeit ist die Bewegung sehr groß geworden. Wir haben an die tausend Mitglieder gewonnen. Und natürlich hat das Regime gemerkt, dass wir zu einer Bedrohung werden würden, weil wir die größte und einflussreichste politische Bewegung im Land wurden und bereit waren, Geschichte zu schreiben.

Wenn man sich Orte wie Molenbeek in Belgien ansieht, könnte man dann nicht sagen, dass es keine politische Lösung mehr gibt? Dass der Große Austausch bereits stattgefunden hat und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann?

Nein, ganz und gar nicht. Ich bin in dieser Hinsicht sehr positiv eingestellt. Natürlich machen diese Orte in Antwerpen, in Brüssel, in Vilvoorde und an vielen anderen Orten in Flandern und in Europa niemanden glücklich. Schon gar nicht einen Nationalisten. Aber ich glaube, es gibt noch viel Hoffnung. Ich war Aktivist, ich war Politiker. Ich weiß, was passieren kann. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass dieser Große Austausch, diese omvolking, das Ergebnis einer bewussten Politik war. Das bedeutet auch, dass unsere politische Elite uns in gewissem Sinne verraten hat. Es bedeutet aber auch, dass unsere Situation durch die Politik wieder umgekehrt werden kann. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Situation nicht nur zum Vorteil für unser Volk, sondern auch zum Vorteil für die vielen Migrantengruppen in Europa, die sich niemals integrieren werden, umkehren können. Ich bin mir sicher, dass wir diese Entwicklung umkehren können, selbst an den schlimmsten Orten, an denen sich der Große Austausch bereits vollzogen hat.

Viele Gegner der Remigration auf der rechten Seite sagen, dass es besser wäre, mit konservativen Muslimen zusammenzuarbeiten, zum Beispiel gegen die LGBTQ-Agenda. Wie siehst du das?

Es gibt viele Möglichkeiten, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Mir sind biologische Vielfalt, die Sauberkeit unserer Umwelt, unseres Bodens, ethische und nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltige und ethische Fleischproduktion sehr wichtig. Und es gibt viele Verbündete in der Linken, wenn es um diese Themen geht. Außerdem haben wir während der Corona-Krise gesehen, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenarbeiten können. Vor ein paar Jahren habe ich gegen die harten COVID-Maßnahmen protestiert. Links von mir stand ein Hippie mit Dreadlocks, rechts von mir eine Muslimin mit Kopftuch. Ich glaube nicht, dass es ein Problem ist, mit Leuten zusammenzuarbeiten, mit denen man ansonsten vielleicht nicht einer Meinung ist. Ich denke, wir sollten und müssen mit religiösen Menschen, seien es Christen oder Muslime, bei Themen wie der Gender-Ideologie zusammenarbeiten. In Flandern können wir das vertreten, denn selbst die gemäßigten Nationalisten haben hier die Gender-Ideologie an allen Schulen eingeführt. Das flämische Volk wird ihre Kinder am Abend sagen hören: „Wir haben in der Schule gelernt, dass man sein Geschlecht ändern kann.“ Die Flamen werden wütend sein, aber sie werden nicht protestieren, sie werden nicht handeln. Die Muslime in den Städten hingegen werden protestieren, in die Schule gehen, an die Tür klopfen und fordern, dass diese Gender-Ideologie abgeschafft wird.

Im Jahr 2018 veröffentlichte der öffentlich-rechtliche Sender „VRT“ eine Dokumentation über Schild & Vrienden, die zu einem landesweiten Skandal führte. Was ist da passiert und was waren die Folgen?

Wie ich schon sagte, wurde Schild & Vrienden die größte und einflussreichste politische Jugendbewegung des Landes. Wir standen kurz davor, Geschichte zu schreiben, denn wir hatten Mitglieder aus verschiedenen Parteien. Wir hatten sehr gute Kontakte. Sogar Minister, die damals an der Regierung waren, riefen mich an und baten mich, ihnen ein paar junge Männer oder Frauen für bestimmte Aufgaben zu schicken. Sie riefen mich ständig an und fragten mich um Rat. Das Regime merkte das und hat einen Dokumentarfilm veröffentlicht, in dem sie behaupteten, politisch unkorrekte Memes in unseren, das ist sehr wichtig, privaten Gruppenchats gefunden zu haben. Memes, die unter einem Thread gepostet wurden, in dem jemand sagte: „Hey Leute, teilt eure anstößigsten Memes, teilt euren schwarzesten Humor.“ Diese Aufforderung wurde an die meist jugendlichen Studenten in einem privaten Gruppenchat gerichtet. Und natürlich gingen die Leute ins Internet und suchten nach den anstößigsten Memes, die sie finden konnten. Sehr bald landete man bei Memes über Rassismus, über Transgenderismus, über Juden und den Holocaust, über die Nazis und Adolf Hitler. Es ging um einen Thread, das ist sehr wichtig zu erwähnen, an dem ich nicht beteiligt war und den ich nicht einmal gesehen habe. Ich habe ihn nicht gesehen, weil es Hunderte von Leuten in diesen Gruppenchats gab, es ging so schnell, dass ich unmöglich all diese Dinge moderieren konnte. In den folgenden Jahren durchsuchte die Polizei dreimal mein Haus. Es gab 20 weitere Hausdurchsuchungen und 50 Verhöre anderer Aktivisten von Schild & Vrienden. Die Ermittlungen dauerten etwa fünf Jahre, bei denen Millionen an Steuergeldern ausgegeben wurden. Man fand nichts außer einigen angeblich politisch inkorrekten Memes. Der Richter stufte die Memes als Hassrede ein, und das ist in Belgien illegal.

Welche Rolle spielen dabei die Gerichte, die Polizei und die Geheimdienste?

Sie sind alle Teil desselben Regimes. In Belgien betrachtet dieses Regime die flämische Unabhängigkeitsbewegung als Bedrohung für seinen status quo. Und ich stehe auf der Seite der größten Partei des Landes, die im Moment die Umfragen gewinnt. Eine Partei namens Vlaams Belang, eine echte nationalistische Partei. In den Umfragen erhalten wir etwa 30 Prozent der Stimmen, was natürlich enorm ist. Sie sehen das als eine große Bedrohung an und betrachten mich als jemanden, der dieser Partei eng verbunden ist und den sie angreifen können. Eine politische Partei anzugreifen, eine politische Partei zu verbieten, ist schwieriger als einen Aktivisten wie mich und eine Aktivistengruppe wie Schild & Vrienden anzugreifen und zu verbieten. Sie benutzen die Medien, die in den letzten sieben Jahren die entsetzlichsten und empörendsten Verleumdungen über mich geschrieben haben. Sie benutzen die Politik, um mich zu verleumden, um neue Gesetze zu schreiben, um uns verbieten zu können. Und sie benutzen auch Lawfare, also den Einsatz von Gerichtsverfahren als Waffe gegen uns, um uns zu zwingen, unser ganzes Geld für Anwälte, Geldstrafen und Gerichtsgebühren auszugeben.

Du wurdest kürzlich von Elon Musk auf X erwähnt. Joe Rogan hat in seinem Podcast über dich gesprochen. Wie kann man da über Zensur sprechen, wenn die einflussreichsten Menschen der Welt ständig über einen sprechen?

Von Zensur zu sprechen, ist berechtigt. Es ist eigentlich ziemlich lächerlich, dass der Eigentümer von X, Elon Musk, mit meinen Tweets interagiert und sagt, wie beschämend es ist, dass jemand in Belgien zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung wegen Memes verurteilt wird, die in einem privaten Gruppenchat geteilt wurden. Gleichzeitig bin ich auf seiner eigenen Plattform seit vielen, vielen Jahre mit einem Schattenbann und einem Suchverbot belegt. Ich hatte gehofft, dass das nach der Übernahme durch Elon sehr bald aufgehoben werden würde. Aber das ist nie geschehen, und das Einzige, was sich für mich auf X geändert hat, ist, dass ich jetzt für meine eigene Zensur bezahlen muss. Auf Facebook darf ich seit einem Monat keine Bilder oder Videos mehr posten. Auf TikTok werden meine Videos immer wieder gelöscht. Ein gutes Beispiel ist, dass einflussreiche Persönlichkeiten, die ihre eigenen Talkshows haben, mich einladen wollten. Aber wegen der Zensur und der Verleumdung in den Mainstream-Medien trauen sie sich nicht wirklich, mich einzuladen.

Die unipolare Weltordnung unter Führung der Vereinigten Staaten bekommt immer mehr Risse. Wir sehen den Aufstieg Chinas. Wir sehen eine Ausweitung der BRICS. Was wäre deiner Meinung nach die optimale Weltordnung für die Völker Europas?

Man könnte sagen, dass wir den Wandel von einer unipolaren zu einer multipolaren Welt erleben. Allerdings steht Russland, wie man weiß, vor großen Schwierigkeiten. China steht vor einem in seiner Geschichte noch nie dagewesenen demografischen Wandel, der das Land vor große Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen wird. Zu sagen, dass wir uns aufgrund des Niedergangs der USA auf eine multipolare Welt zubewegen, wäre vielleicht etwas kurzsichtig, aber in der geopolitischen Sphäre sehen wir dennoch einige große Veränderungen. Wegen dieser Erbsünde des Zweiten Weltkriegs haben wir uns selbst davon ausgeschlossen, auf dem geopolitischen Parkett eine Rolle zu übernehmen. Diese Last wurde sogar von jenen Nationen auf sich geladen, die behaupteten, sie hätten das Böse besiegt, indem sie den Nazismus besiegten. Und andere Nationen wie China, Russland und die Vereinigten Staaten haben dieses Vakuum ausgefüllt. Das hat sich für Europa nachteilig ausgewirkt. Zum Beispiel wäre es natürlich im Interesse Europas, Frieden mit Russland zu haben. Und man sieht jetzt, dass Amerika uns als Werkzeug gegen Russland benutzt. Die Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, sind für Russland, aber auch für die EU nachteilig. Und sie haben, was ziemlich pervers ist, sogar einige Vorteile für Amerika, und zwar deshalb, weil Europa nicht den ihm zustehenden Platz einnimmt. Nord Stream wurde entweder von Amerika selbst oder von einigen seiner Stellvertreter sabotiert, sei es Polen, die Ukraine oder andere NATO-Mitgliedstaaten. Die EU sieht untätig zu, wie ein Teil unserer wichtigsten Infrastrukturen bombardiert werden. Erdogan zum Beispiel vertritt im Moment eine vernünftigere Position in Bezug auf den Russland-Ukraine-Konflikt als Europa selbst. Ursula von der Leyen, der belgische Premierminister Alexander de Croo oder Charles Michel, der Präsident des Europäischen Rates, reden Unsinn, wenn es um geopolitische Konflikte geht, und das ist beschämend.

Viele Rechte plädieren für eine paneuropäische Lösung, in der Europa den Liberalismus abschüttelt und zu einem Pol in der entstehenden multipolaren Welt wird. Bist du für eine stärkere europäische Zusammenarbeit oder siehst du die Lösung im Nationalstaat?

Was ich vermisse, ist oft eine pragmatische und konkrete Lösung für viele dieser Probleme. Wir haben uns im Westen seit der Französischen oder der Amerikanischen Revolution zu einer liberaleren, egalitären, universalistischen Denkweise hin entwickelt. Einfach zu sagen, dass wir das einfach umkehren und eine Alternative für den Liberalismus schaffen können, halte ich für eine ziemlich große Herausforderung. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir keine supranationale EU, sondern ein Europa mit mehr intergouvernementaler Zusammenarbeit brauchen. Die Macht und Souveränität muss bei den Nationalstaaten liegen. Und natürlich muss der Einfluss Amerikas auf Europa geschwächt werden. Ich will nicht, dass Amerika selbst geschwächt wird, aber ich denke, dass Amerikas Einfluss auf Europa im Moment sehr schädlich ist. Was die Sowjetunion in 40 bis 50 Jahren in Polen nicht geschafft hat, wird Amerika, so fürchte ich, in fünf Jahren geschafft haben. Wenn wir sehen, wie schnell sich Polen im Moment verändert, wird der amerikanische Einfluss wahrscheinlich dazu führen, dass die Polen Migranten importieren und ihre Jugend mit der Gender-Ideologie indoktrinieren. Ich denke, die beste Verteidigung dagegen ist ein gesunder Nationalstaat mit gesunden Familien, ein gesundes demografisches Sozialgefüge.

Lieber Dries, herzlichen Dank für das Gespräch!

Dries Van Langenhoves Kampf gegen den tiefen Staat in Belgien kann man auf GiveSendGo unterstützen. Dries ist auf folgenden sozialen Medien aktiv: X, YouTube, Instagram und Facebook.

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