Maximilian Krah unter Medienbeschuss, die AfD unter Tino Chrupalla in Widersprüchen und ein Wahlkampf, der gehemmt werden soll. In der öffentlichen Darstellung muss die Alternative noch ihren Weg finden. In seinem Kommentar skizziert Heimatkurier-Korrespondent Vincenzo Richter einige Ratschläge für den Umgang mit dem eigenen Personal und mit Vorwürfen des politischen Gegners.
Ein Kommentar von Vincenco Richter
Europawahlkampf mit einem Spitzenkandidaten, der jedoch nur eingeschränkt auftreten darf. Diese Entscheidung des Bundesvorstands sollte Tino Chrupalla in mehreren Talkshows, zuletzt bei Maybrit Illner verteidigen. Dabei erwarteten ihn eine Reihe von Problemen und Widersprüchen der eigenen Kommunikation, welche gerade als Lehre aus vorherigen inszenierten Skandalen vermeidbar gewesen wären.
AfD im systematischen Nachteil
Die Runde bei Maybrit Illner bestand neben Tino Chrupalla und Armin Laschet (CDU) aus der Spiegel-Vizechefin Melanie Amann, der Autorin und Verfassungsrechtlerin Juli Zeh, sowie Siegfried Russwurm (Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie) und natürlich Maybrit Illner selbst. Es war die aus den Kartellmedien bekannte Aufstellung: fünf gegen die AfD. Selbst bei annähernd gleichen Redeanteilen konnte Tino Chrupalla daher nur für ein Sechstel der Sendezeit die Sicht der AfD darlegen. In einer solchen Runde die eigenen Argumente mit Nachdruck zu platzieren, ist äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Aber diese systematische und von den Kartellmedien propagandistisch wohlkalkulierte Wettbewerbsverzerrung sollte in der AfD allgemein bekannt sein.
Klare Konter
Trotz dieser Ausgangslage konnte Chupalla einige starke Argumente platzieren. Die Gegenfrage an die Vizechefin des Spiegel zum Thema Finanzierungsquellen, warum ihre Organisation fünf Millionen Euro von der Bill Gates Stiftung annehme, saß bei Melanie Amann sichtlich tief. Eine Antwort blieb sie dem AfD-Chef ebenfalls schuldig. Zuvor nahm sie den Mund reichlich voll mit angeblichen Beweisen für Korruption in der AfD, auf welche sie Chrupalla direkt festnagelte und nachfragte. Wie in den Kartellmedien üblich, wurde an dieser Stelle deutlich, dass Frau Amann nichts vorzuweisen hatte, außer unbewiesene Behauptungen, die in ein ansprechendes Storytelling verpackt wurden.
Der strategische Fehler der AfD
Bis dahin lief alles bestens. Auch Juli Zeh musste feststellen, dass an dieser Stelle beim Rezipienten nicht mehr hängen bleiben würde als eine Hexenjagd einerseits und ein völlig legitimes Beharren auf der Unschuldsvermutung andererseits. So hätte es weitergehen können. Doch Tino Chupalla stolperte schließlich über die kognitive Dissonanz in den Beschlüssen seines Bundesvorstandes. Dieser drängte Maximilian Krah nämlich im Wahlkampf in die zweite Reihe und untersagte jede persönliche Werbung für den Spitzenkandidaten, der immer noch auf Listenplatz eins kandidiert.
Halbe Sachen
Armin Laschet, zweifellos durch die grassierende Korruption in der Union geübt im Umgang mit handfesten Skandalen, erkannte schnell die Schwachstelle in Chrupallas Argumentation: „Wenn Sie von der Unschuld Krahs überzeugt wären, würden Sie ihn jetzt in jede Talkshow schicken.“ Maybrit Illner sprang auf den gleichen Zug auf und fixierte Tino Chrupalla auf ein weiteres Detail. Auf die Aussage des AfD-Bundessprechers, zunächst auf die Unschuldsvermutung zu beharren und nur dann als Partei zu reagieren, wenn es tatsächliche Beweise gäbe, bemerkt die Moderatorin: „Aber Sie haben doch bereits reagiert“, womit sie schlicht Recht hat.
Dissonanz in der Kommunikation
Indem Chrupalla stellvertretend für den AfD-Bundesvorstand auf der einen Seite auf die Unschuldsvermutung pocht, auf der anderen Seite jedoch scharfe personelle Konsequenzen zieht, indem er Krah aus dem Wahlkampf streicht, widerspricht er sich selbst. Das Argument, aus rein taktischen Gründen Maximilian Krah gegen seinen Willen aus dem Wahlkampf zu verbannen, um andere Themen in den Vordergrund zu rücken, unterliegt einem fundamentalen Denkfehler. Denn aufgrund des Kartells der Mainstream-Medien kann die AfD selbst kein eigenes Agenda-Setting betreiben, zumindest dann nicht, wenn dieses Kartell seinerseits entsprechende Themen auf der Agenda sehen will.
Vorwürfe ungewollt bestätigt
Wohl oder übel wird sich die AfD durch den gesamten EU-Wahlkampf mit den Anschuldigungen an Maximilian Krah und Peter Bystron befassen müssen. Auf der einen Seite (zurecht) die Vorwürfe als bloße Behauptungen darzustellen, und auf der anderen Seite aber derartig schwerwiegende personelle Konsequenzen zu ziehen, wirkt nach außen immer unglaubwürdig. Indem die AfD nach außen auf die Vorwürfe des politischen Gegners reagiert, bestätigt sie diese zumindest psychologisch ungewollt. In Zeiten, in denen Glaubwürdigkeit und Authentizität gerade im Wahlkampf die entscheidende Währung sind, ist dies ein großer Fehler.
Ein konstruktiver Gegenvorschlag
Idealerweise sollte die AfD in dieser Angelegenheit drei Punkte immer wieder vorbringen, wie dies auch Björn Höcke in einem erstklassigen Beitrag auf Telegram formulierte. Erstens, die Unschuldsvermutung: keine Vorverurteilung (auch in Bezug auf personelle Konsequenzen) auf Zuruf, um die unterstellten Vorwürfe nicht zu legitimieren. Zweitens, selbst wenn Maximilian Krahs Mitarbeiter tatsächlich ein Spion gewesen sein sollte, verdeutlichen, dass dieser in dem (erst noch zu belegenden) Fall Krah mindestens ebenso getäuscht hätte. Denn wenn ein Spion gut genug ist, mehrere Sicherheitsprüfungen des EU-Parlaments zu täuschen, kann niemand von Maximilian Krah erwarten, dass dieser ihn in James Bond-Manier im Alleingang enttarnt. Krah wäre in diesem Fall ebenso ein Geschädigter, kein Täter.
Doppelmoral des Gegners aufzeigen
Drittens, sollte die AfD in ihrer Kommunikation zu diesem Fall stets auf die irrwitzige Doppelmoral des Kartells hinweisen. Von einem vermeintlichen (Unschuldsvermutung!) Spion getäuscht zu werden, wie dies dessen Beruf wäre, soll Verrat sein, doch Unsummen deutscher Steuergelder an China als sogenannte Entwicklungshilfe zu zahlen sei in Ordnung? Der Einfluss Chinas oder Russlands auf die BRD sei bedenklich, während zugleich im eigenen Land Atomraketen der USA stationiert, und nahezu alle relevanten politischen und medialen Eliten Mitglieder in transatlantischen Netzwerken sind?
Angst als schlechter Ratgeber
Zuletzt kam ans Licht, dass der inzwischen entlassene Mitarbeiter Maximilian Krahs zumindest zeitweise auch in den Diensten des Verfassungsschutzes stand. Nachvollziehbarerweise mehren sich bei allen Beteiligten die Bedenken, ob möglicherweise durch die Arbeit des politisch instrumentalisierten Inlandsgeheimdienstes noch weitere kommunikative Bomben um Krah versteckt sein könnten. Doch darf diese Angst nicht die Oberhand gewinnen, denn aus Angst erwachsen selten gute Entscheidungen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen öffentlich keine belegbaren Verfehlungen von Maximilian Krah vor, weder fingierte noch echte.
Angst darf nicht zur Defensive führen
Alles, was das Kartell in der Hand hat, ist ein geübtes Storytelling und im leeren Raum schwebende Anschuldigungen. Diese müssen als solche benannt werden, während Vorbereitungen gegen weitere Angriffe, entweder durch den Geheimdienst oder die mit diesem eng verflochtene Presse, lediglich intern getroffen werden sollten. In keinem Fall darf die Angst vor vermeintlichen anderen Skandalen zur Defensive im hier und jetzt führen. Denn diese Defensive wirkt stets nach einem Schuldeingeständnis und dient damit der löchrigen Argumentation des Gegners.
Niemals Kampagnen des Gegners für parteiinterne Konflikte nutzen
Die AfD ist eine Partei und in Parteien gibt es immer interne Meinungsverschiedenheiten. Es mag manchen einfach erscheinen, derartige Angriffe von außen zu nutzen, um nach innen die Machtverhältnisse zu verändern. Doch spielt genau das dem politischen Gegner in die Karten. Gegen einen Angriff von außen, besonders während des Wahlkampfes muss die Partei Geschlossenheit demonstrieren. Das Kartell aus Altparteien und Medien wird den mühsam aufgebauten Skandal ohnehin nicht fallen lassen. Daher hilft nur: Augen zu und durch. Die gesteigerte Öffentlichkeit muss genutzt werden, um den eigenen Wahlkampf mit seinem Spitzenkandidaten zu maximieren. Interne Differenzen über eventuell unvorsichtiges Verhalten, an welchem das Kartell seine Ansatzpunkte für derartige Skandale finden konnte, müssen zum Wohle aller bis nach der Wahl warten.