Die Stadtregierung Marburg wollte gemeinsam mit der Antifa eine Lesung Martin Sellners in Marburg verhindern. Während Linksextremisten in der Innenstadt sinnlos eine Straße blockierten, hißten Aktivisten der Revolte Rheinland ein Banner – und die Lesung fand trotzdem statt.
Nachdem Correctiv einen Vortrag Martin Sellners zur „Potsdam-Affaire“ aufgeblasen hatte, erhielt der österreichische Aktivist Einreiseverbot für die Bundesrepublik. Correctiv mußte schließlich eine Reihe der Behauptungen zurücknehmen und die Stadt Potsdam scheiterte krachend mit ihrer Einreisesperre.
Marburg macht mobil, oder zumindest der Stadtrat
Seitdem tourt Sellner durch die BRD und spricht über Remigration. Die Reaktionen der einzelnen Tourneestationen war unterschiedlich. Von offizieller Seite war der Empfang selten freundlich. Doch keine Stadt hat sich so aus dem Fenster gelehnt, wie Marburg. Die Stadtregierung selbst rief offiziell zur Demonstration auf, gemeinsam mit dem „Zivilgesellschaftlichen Netzwerk Für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“. Merkwürdig nur, daß dieses zivilgesellschaftliche Netzwerk erst im April diesen Jahres von der Stadtregierung selbst gegründet worden war. Bürgerbeteiligung sieht anders aus.
Aufruf in DDR-Manier
Für den Aufruf hätte sich ein DDR-Apparatschik geschämt, der die Belegschaft des volkseigenen Betriebes zur Kundgebung am 1. Mai herbeizitiert: „Nahezu einstimmig hat die Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg den Magistrat daher damit beauftragt, in Kooperation mit dem Marburger Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auch den Einwohner*innen unserer Stadt eine Gelegenheit zu eröffnen, ihre Haltung für Demokratie und die im Grundgesetz verankerten Grundrechte friedlich zu dokumentieren. Diese Gelegenheit wird – neben der Arbeit des Netzwerks – nun auch die Kundgebung am 29. Juli sein.“
Bürgerbeteiligungssimulation
Die Stadtregierung und das von ihr geschaffene zivilgesellschaftliche Netzwerk sehen sich jedenfalls selbst in antirechter Stadttradition: „Die Stadt versteht sich als eine Stadt des guten Zusammenlebens aller Marburger*innen unabhängig von ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Abstammung und fördert aktiv das Eintreten für Demokratie und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Dies kommt auch in zahllosen Programmen und Aktivitäten der Stadt zum Ausdruck, wie der intensiven Kooperation mit dem Ausländerbeirat, Aktivitäten des Kinder- und Jugendparlaments für Vielfalt und die Erinnerung des Nationalsozialismus, der beim Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung angesiedelten Antidiskriminierungsstelle und dem WIR-Vielfaltszentrum, dem von der Stabsstelle Bürger*innenbeteiligung umgesetzten städtischen Handlungsprogramm „Für Dialog und Vielfalt – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“ und vielen weiteren Aktivitäten.“ Was die vielen weiteren Aktivitäten sind, erfährt man leider nicht. Vielleicht fände man darunter ja auch nur eine einzige, die kein staatliches Programm ist.
Gewaltbereite Linksextremisten: Straßenblockade aus Prinzip
Aus einer Richtung erhielt die Marburger Stadtregierung aber dann doch Unterstützung und diese Richtung hat in Marburg tatsächlich eine unselige Tradition: Der gewaltbereite Linksextremismus. Kilometerweit mußte die Polizei die Region um Marburg absichern. 150 Demonstranten blockierten sinnlos eine Straße. Normalerweise verwende Linksextreme diese Taktik um Kundgebungen zu blockieren, die ihnen nicht passen. Doch hier gab es gar keine Kundgebung. Die Handlung scheint ein bloßer Reflex der linksextremen Szene gewesen zu sein. Sellner hielt derweil in aller Ruhe seine Lesung. Als Abschiedspräsent ließen Aktivisten der Revolte Rheinland dem Stadtrat von Marburg, seiner Potemkin-Zivilgesellschaft und der Antifa noch ein Andenken da.