32 Prominente bekennen sich zu einem offenen Deutschland. Das sind 32 Gründe gegen das herrschende Kartell und die Migrationslobby.
„Die Asyldebatte verschärft sich. Menschenrechte stehen auf dem Spiel. 32 Prominente sagen: Wir wollen ein offenes Land.“ Mit diesem Satz leitet die taz eine Sammlung von Aufrufen derjenigen ein, die sie als Prominente zur wichtigen Thematik der Massenmigration um ihre Meinung befragt hat.
„Prominenter“ zu sein, das ist der unterste Adelstitel der Gesellschaft des Spektakels. So wie man früher Freiherr von und zu wurde, so wird man heute ein Prominenter. Statt Ritterschlag gibt einem jetzt irgendwer die Möglichkeit, sich an einem Aufruf gegen Rechts zu beteiligen. Das kann man heute auch per E-Mail machen.
Verdient hat ihre Berühmtheit unter den Aufrufenden Cornelia Funke, die man tatsächlich kennt, wenn man Kinder hat oder plant welche zu bekommen. In ihrer Profession ist sie dabei zumindest deutlich besser als ihr Berufskollege Robert Habeck.
Von Paolo Pinkel abwärts …
Die Älteren unter unseren Lesern werden vielleicht noch nostalgische Erinnerungen an Paolo Pinkel, alias Michel Friedman, haben. Das war mal so ein Talkshow-Radaubruder um die Jahrtausendwende. Kardinal Reinhard Marx ist zumindest Katholiken ex officio ein Begriff, wenn auch kein besonders guter. Margarete Stokowski schließlich ist in rechten Kreisen bekannt, weil Lichtmesz sich mal über sie lustig gemacht hat.
Das war’s dann aber auch mit der Prominenz, oder kennt jemand Bernadette La Hengst? Sie hat zumindest einen Wikipedia-Artikel. Eigentlich heißt sie Bernadette Hengst, das „La“ ist ein Künstlernamenszusatz, soll aber offenbar kein Adelstitel sein, sondern etwas ausdrücken, was in den 90ern feministisch war. Irgendwas zwischen Genderbender und Penisneid. Und so ist der ganze Rest: Musiker, Autoren, Aktivisten und „Performer“, was immer Letzteres sein soll.
Aus der geschlossenen Anstalt des Kulturbetriebs
Und so geht das weiter. Eine Mischung aus dem intersektionalen Politbetrieb, Vorfeld der Grünen Partei und allem, was man aus dem darbenden Schauspielwesen der deutschen Theater und Filmstudios so abgreifen konnte. Dazwischen ein vereinzelter Historiker, dessen Forschungsschwerpunkt ulkigerweise die Stasi ist, die der „zeitgenössischen Kritischen Theorie“ zugeordnete Philosophin Rahel Jaeggi, eine Ökonomin und Carla Reemtsma, die Cousine von Luisa Neubauer. Ach ja, und der Präsident des FC St. Pauli. Die Aufrufenden dieses offenen Briefes zum offenen Deutschland sind die Insassen der geschlossenen Anstalten des deutschen Medien- Kultur- und Universitätsbetriebe.
Das Schlimmste an dem Aufruf ist, dass man ihn nicht vorformuliert hat. Hätte man den Leuten einfach irgendwas zum Abzeichnen gegeben, dann wäre es vermutlich nur halb so infantil rübergekommen.
Déformation professionnelle
Cornelia Funke mag man nach drei Jahrzehnten als Kinderbuchautorin einen gewissen Infantilismus als déformation professionnelle durchgehen lassen. Trotzdem, man hätte zu einem Thema wie der Massenmigration, die, ob man nun dafür oder dagegen ist, unstrittig unser gesamtes Land umwälzen wird, mehr Hirnschmalz aufwenden können als: „Mein Deutschland bleibt offen, weil es sonst bald nur noch zwei Farben hat: Grau und Braun. Wie traurig wird das! Es braucht Mut zum Buntsein, aber es ist so viel schöner und aufregender!“
Das klingt nach Kinderbuch. Aber ist die Philosophin Jaeggi denn da besser, oder sind nur die Phrasen in einem anderen, akademischeren Jargon? „Die gegenwärtige Kampagne gegen Geflüchtete widerspricht nicht nur geltendem Recht und Menschlichkeit, sie ist auch geprägt von einer maßlosen und regressiven Verkennung der Realität. Statt die neuen Solidaritäten einer Migrationsgesellschaft auszuloten, statt diejenigen gesellschaftlichen Transformationen voranzubringen, die für das gelingende Zusammenleben aller wichtig wären, befördert die Idee der Abschottung eine illusionäre und autoritäre Vorstellung von Handlungsmacht. Ein offenes Deutschland wäre nicht nur ‚schön bunt‘; es gäbe allen eine Stimme.“
Es ist nackter Hohn aus der universitären Blase, wenn jeden Tag auf den Straßen, an den Schulen und an den Bahnhöfen die neuen Solidaritäten der Migrationsgesellschaft mit Fäusten und Messern ausgelotet werden und der gesellschaftliche Transformationsprozess auf eine Multiminoritätengesellschaft hinausläuft, in der diese Solidarität eben nur der jeweils eigenen Gruppe gilt.
Was sein Deutschland ist, weiß er gar nicht so recht
„Mein Deutschland bleibt offen, weil Vielfalt unsere größte Stärke ist. Für ein Land, in dem die Würde aller Menschen unantastbar ist“, erklärt die Autorin Mirrianne Mahn, während der Sänger und Autor Schorsch Kamerun immerhin so ehrlich ist zu erklären, dass er gar nicht so recht wüsste, was er unter „seinem“ Deutschland verstehen sollte.
Ähnlich, aber mit gänzlich anderer Absicht, schreibt Samira El Ouassil, ihres Zeichens Autorin und Podcasterin: „Mit ‚Mein Deutschland …‘ zeigt sich bereits ein Denkfehler, denn es geht nicht um ein Land – und schon gar nicht um ‚mein Land‘. Es geht um das universelle Recht jedes Individuums auf körperliche und seelische Unversehrtheit und das Unrecht, jenen, die dieses Recht suchen oder bewahren wollen, ihr Menschsein abzuerkennen, um sie an Grenzen nach vermeintlicher Nützlichkeit aussortieren zu können.“ Was bei dem deutschen Künstler eine Vergessenheit der eigenen Herkunft ist, das wird bei der Tochter eines Marokkaners zur dreisten Forderung vereint mit der Erklärung, dass es uns Deutschen ja nicht um Deutschland gehen dürfe, das sowieso nicht unser Land sei.
Linke Strukturen als Vehikel ethnischer Interessen
Ouassil gehört einer weiteren Gruppe an, die in dieser Aufrufsammlung vertreten ist: Migranten, die linke politische Strukturen als Vehikel für persönliche Karrieren und ethnische Interessen entdeckt haben. Wie der Podcaster Khesrau Behroz: „Wenn Deutschland nicht einfach nur Schland sein möchte, muss es sich weiter öffnen. Eine Demokratie, die nur nach innen leuchtet, erblindet irgendwann an sich selbst. Wie fürchterlich trostlos, wie viel ärmer dieses Land wäre – ohne uns.“
Lassen wir die Arroganz eines Mannes einmal beiseite, den Deutschland nicht braucht und dem Deutschland alles gegeben hat, als seine Eltern als Mitglieder der Kommunistischen Partei Afghanistans nach dem Sturz des kommunistischen Regimes Anfang der 90er fliehen mussten. Er sagt: „Ohne uns.“ „Ohne uns“ – mit diesen zwei Worten entlarvt er sich selbst als jemanden, der in Deutschland eben durchaus ein Fremder ist und der sich auch selbst so sieht und für den die Offenheit Deutschlands nur die Möglichkeit darstellt, irgendetwas abzugreifen.