Roger Köppel ist bekannt für seine provokanten Aussagen und polarisierende Art. Oft treibt er damit Linke zur Weißglut. Doch mit einem seiner letzten Beiträge auf Twitter hat sich der Journalist ein Eigentor geschossen – und seine historische Ignoranz bewiesen.
Das Leid, welches Europa und seine Völker im 2. Weltkrieg erfahren mussten, ist für viele bereits weit entfernt. Dennoch lässt sich erahnen, welche Qualen vor allem die Zivilbevölkerung vielerorts erleiden musste. So hat vor allem die Rote Armee der Sowjetunion bei ihrem Marsch nach Berlin eine grausame Spur der Zerstörung, Plünderung, Vertreibung und Vergewaltigung zurückgelassen. Nun bedankte sich kürzlich der Schweizer Nationalrat und Verleger der Weltwoche Roger Köppel ausgerechnet bei Russland für den Sieg über die Wehrmacht und „damit Hitler„.
Köppel auf Abwegen
So postete Köppel einen Tweet, in dem er das 1997 veröffentlichte Buch „Russlands Krieg 1941-1945“ als „brandaktuell“ bezeichnet. Er bedankt sich bei Russland für die „gewaltigen Opfer“ im 2. Weltkrieg und den Sieg über die Wehrmacht. Eine Erwähnung der sowjetischen Kriegsverbrechen und ihrer grausamen Folgen für die deutsche Zivilbevölkerung lässt Köppel missen. Der mit einer Thailänderin verheiratete Politiker fällt immer wieder mit undifferenzierten Aussagen in Bezug auf den Ukraine-Russland Konflikt auf. Beispielsweise teilt er einen Artikel des antifaschistischen und linksextremen Rechercheprojekts «Belltower.News» über ukrainische Nationalisten, um das russische „Entnazifizierungs“-Narrativ zu bestärken.
Kritik an Köppel
Mit den absurden Aussagen macht sich Köppel keine Freunde, weder bei Linken noch im patriotischen Lager. Ganz im Gegenteil, muss er für seine Ausfälle teils heftige Kritik einstecken. Der Publizist und Historiker Dr. Scheil bezeichnet seine Aussage als „rechtspopulistische Variante von ‚Bomber Harris, do it again!‚“ Weiters führt er aus, dass Köppels Beitrag „ein Auswuchs der Mode, sich für aktuelle politische Zwecke nachträglich auf die Seite der Siegerseite des 2. Weltkriegs zu stellen“ sei.
Peinliche Regelmäßigkeit
Diese von Dr. Scheil beschriebene „Mode“ hat eine peinliche Regelmäßigkeit unter Konservativen. Tino Chrupalla lies sich etwa bereitwillig für eine Siegesfeier der Sowjetunion über „Nazi-Deutschland„ einspannen. Die AfD-Berlin und der Europaabgeordnete Maximilian Krah setzten sich gegen den Rückbau der „Besatzungsdenkmäler“ in Berlin ein. Diese Fälle repräsentieren beispielhaft die Elemente der Rechten, die bereit sind, einen Teil der nationalen Selbstbestimmung aufzugeben, um „starke Partnerschaften“ im Ausland eingehen zu können.
Man muss sich seiner eigenen Geschichte bewusst sein und sowohl stolz als auch – wo es notwendig ist – kritisch auf die Vergangenheit zurückschauen. Jedoch ohne einem selbstzerstörerischen „Nationalhass“ zu verfallen, ein gegnerisches Narrativ zu bedienen oder sich gar dem einstigen Besatzer anzubiedern. Wir sind es den unzähligen deutschen Opfern der Roten Armee schuldig.
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