Ein Dutzend Rentner des AWO-Balletts sollen mit ihrem Programm „Weltreise in einem Traumschiff“ auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim auftreten. Doch die Kostüme, die ihre Reise symbolisieren sollen, werden verboten. Der Grund: Kulturelle Aneignung. Wieder einmal setzt sich die „Anti-Diskriminierungsgesellschaft“ selbst Schachmatt.
Es handelt sich um 17 weibliche Senioren, die vom kulturellen Leiter der Bundesgartenschau engagiert wurden, um ihr aktuelles Programm zu inszenieren: Stepptanz und Formationstänze stehen auf dem Programm, wenn sich das Publikum auf eine „Weltreise in einem Traumschiff“ begibt und von den Tänzerinnen nach Mexiko, Ägypten oder Japan entführt wird. Vor Tagen wurden den verantwortlichen Organisatoren die Kostüme für die Aufführung vorgestellt. Die Folge: Panik und Angstschweiß sowie eine Mail, die die Berichterstattung des Auftaktwochenendes der Gartenschau dominiert.
Sechs der gezeigten Kostüme sorgen für Bedenken
Schauen wir uns die Kostüme einmal an: Verboten wurden die indischen, mexikanischen, japanischen, ägyptischen und spanischen Verkleidungen. Die älteren Damen sieht man einmal im Sari, einmal in Sombrero und Poncho, einmal mit Sonnenschirm und Kimono, einmal im Pharaonengewand und einmal im Flamenca fröhlich in die Kamera blicken. Für die Verantwortlichen bei der Bundesgartenschau ein problematischer Anblick. Dort spricht man von „kultureller Aneignung„. Eine Mail an das AWO-Ballett bittet um Abänderung der Kostüme. Erika Schmatz, die Leiterin der Tanzgruppe, reagiert mit den Worten: „Dann müsste ja jeder Bayer beleidigt sein, wenn wir hier in Mannheim ein Dirndl anziehen. Das ist doch ein Witz.„
Wer fühlt sich hier eigentlich kulturell enteignet?
Der Leiter und kulturelle Verantwortliche der Bundesgartenschau heißt in diesem Jahr Fabian Burstein. Seine Internetseite zeigt einige Buchveröffentlichungen sowie sein Amt als Geschäftsführer der Wiener Psychoanalytischen Akademie – und eben als Leiter der BUGA 2023. Vor allem aber zeigt sie einen weißen Mann zwischen 40 und 50. Insgesamt fällt bei einem Blick auf die lange Liste der verantwortlichen Manager, Projektleiter und Geschäftsführer in der kulturellen Leitung der BUGA auf: Hier sind alle weiß und deutsch. So kam es – wie so oft, wenn die politische Korrektheit und der Schuldkult auf die Spitze getrieben werden – dazu, dass ein weißer Mann einer Gruppe weißer Damen klarzumachen hatte, wie anstößig und problematisch ihr Verhalten sei. Sozusagen prophylaktisch.
Der Sombrero war Schuld
Was nun? Die Tanzgruppe und die Verantwortlichen haben wohl mehrere Gespräche geführt, in denen die einzelnen Kostüme besprochen und abgeändert wurden. Das ist schade, da wir beispielsweise den spanischen Flamenco nun nicht mehr in authentischen Kostümen sehen werden, sondern eben nur so, dass es keinen belastet. Insgesamt scheinen die Veränderungen weniger mit einem klaren Ziel und mehr um der Veränderung willen beschlossen worden zu sein: Die Damen werden beispielsweise ihre mexikanischen Ponchos tragen dürfen – nur den Sombrero müssen sie weglassen. Die japanischen Kostüme sollen modernisiert, die ägyptischen Pharaonen durch ägyptische Arbeiter ersetzt werden. So kann die Aufführung auf der BUGA stattfinden.
Kampf gegen Rassismus und kulturelle Aneignung
Welch eine Freude. Die Zuschauer können sich also getrost auf die Darbietung der Seniorinnen freuen. Einziger Wermutstropfen: Die Kostüme sind nur noch halb zu sehen. Frau Schmatz, die Tanzgruppenleiterin, nimmt es mit dem nötigen Humor: „Ach, ohne die Hüte haben wir einfach weniger Gepäck“, sagt sie der WELT. So kann sich nun auch die Bundesgartenschau damit brüsten, kultureller Aneignung und dem gefährlichen Alltagsrassismus entgegen getreten zu sein. Aber halt: Wie ist es mit dem chinesischen Garten, den Ginkgo-Bäumen und den sonstigen fremden Pflanzen, die hier jeden Tag zur Schau gestellt werden?
Es wird Zeit, dass sie mit Harke und Pestizid auf die Knie gehen, Herr Burstein, und die kulturelle Aneignung aus ihren Gärten jäten. Aber keine Sorge: Es reicht, wenn sie nur die Hälfte davon platt machen.
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