Das Ausmaß des deutschen Schuldkultes ist weltweit wohl einmalig, doch auch in anderen Ländern macht sich eine ähnliche Entwicklung bemerkbar. In Spanien wurde etwa jüngst der Leichnam des Falange-Führers José Antonio Primo de Rivera umgebettet. Möglich machte das eine umstrittene Gesetzesänderung der herrschenden Linksregierung.
Das „Tal der Gefallenen“ wurde 1959 zu Ehren der Toten des spanischen Bürgerkriegs errichtet. Fast vier Jahre nachdem die linke Regierungskoalition die Gebeine des langjährigen Staatsführers Francisco Franco aus dem Tal entfernen ließ, wurde nun auch der Leichnam des Falange-Gründers José Antonio Primo de Rivera seiner letzten Ruhestätte beraubt. Damit erreicht der Kampf gegen das historische Erbe des Landes seinen vorläufigen Höhepunkt. Das Ereignis wird in Spanien bereits heftig diskutiert, hierzulande bekommt man davon jedoch kaum etwas mit. Wer war de Rivera eigentlich?
Zweifaches Opfer der Roten
Der junge Rechtsanwalt und Sohn des vorherigen Regierungschefs Miguel Primo de Rivera gründete 1933 die nationalsyndikalistische Falange, welche schnell zur Avantgarde der spanischen Rechten avancierte und alle sozialen Schichten der Gesellschaft anzog. Die Bewegung galt sowohl als Antwort auf den konservativen Reaktionismus der übermächtigen Großgrundbesitzer als auch auf die marxistischen Umtriebe innerhalb der Arbeiter-und Bauernschaft. Kurz vor Beginn des Bürgerkrieges im Juli 1936 wurde Primo de Rivera unter einem Vorwand verhaftet und am 20. November von Anhängern der linken Republik erschossen. Heute sorgen deren Nachfahren nicht nur für die Verteufelung de Riveras, sondern all jener Elemente der spanischen Geschichte, die nicht zum herrschenden Zeitgeist passen.
Spanischer Schuldkult
Hierbei stützen sich die Kulturkämpfer und Bilderstürmer auf das Narrativ der „Leyenda negra“ (dt. schwarze Legende), einer Propagandalüge der frühen Neuzeit, welche Spanien als einen Hort der Barbarei und Rückständigkeit darstellte. So wird die spanische Geschichte als eine für nicht-weiße Völker besonders grausame Zeit verunstaltet, welche abseits der universalistisch-liberalen Epoche nicht als identitätsstiftende Quelle dienen darf. Ähnlich wie in Deutschland dient dies als Rechtfertigung für die Umbenennung von Straßen, den Sturz von Denkmälern und der moralischen Rechtfertigung des Bevölkerungsaustausches – begründet mit der vielbeschworenen „historischen Verantwortung„.
Aufarbeitung eines linken Traumas
Für Spaniens Linke findet der spanische Bürgerkrieg bis heute kein Ende. Der vernichtende Sieg der spanischen Rechten über den Marxismus 1939 ist ihnen bis heute ein schmerzhafter Dorn im Auge, da er europäischen Patrioten als einigender und positiv aufgeladener Mythos dient. Bilderstürme und Umbettungen sind somit Teil einer linken Traumabewältigung. Möglicherweise gipfelt diese Psychose gar in der Sprengung des Tal der Gefallenen. Hoffen wir also, dass die erstarkte spanische Rechte (Stichwort: VOX) diesen Wahnsinn mit einer Welle an Wahlsiegen in den kommenden Jahren stoppen kann.
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