Was haben die Fidschi Inseln mit Bevölkerungsaustausch und Remigration zu tun? Mehr, als man zunächst meinen möchte. Unser Gastautor skizziert die turbulente demografische und politische Entwicklung der Südsee-Inseln seit dem 19. Jahrhundert.
Was haben die Fidschi Inseln mit Bevölkerungsaustausch und Remigration zu tun? Eine absurde Frage, möchte man meinen – bis vor wenigen Wochen wäre ich noch selbst dieser Meinung gewesen. Was hat sich geändert? An einem Montagmorgen machte ich mich mit der Straßenbahn auf den Weg zu einer Vorlesung an die Universität. Das Thema war Ethnologie. Genauer, die Ethnologie Ozeaniens.
Turbulente Geschichte
Als identitärer und rechter Student quält man sich gerade in den Geisteswissenschaften meist durch ellenlange, langweile Vorträge linksliberaler Professoren, um dann manchmal doch auf eine Thematik zu stoßen, die einen tagelang nicht loslässt. Dieses Mal war diese Thematik ein unerwarteter Einblick in die Geschichte der Fidschi Inseln. Die Fidschi Inseln, von der autochthonen Bevölkerung Viti genannt, liegen im Südpazifik nördlich von Neuseeland und sind heute vor allem für schöne Strände und Südsee-Feeling bekannt. Historisch haben sie allerdings eine sehr turbulente Geschichte.
Nach einer Phase von Bürgerkriegen im 19. Jahrhundert, bei denen es sich vorrangig um Kämpfe zwischen verfeindeten Stämmen handelte, kam das Reich nach einem verhängnisvollen Deal eines um seine Macht besorgten Stammesführers 1874 unter die Herrschaft des Britischen Empire. Dieser – aus der Sicht der anderen Stämme – Pakt mit dem Teufe hatte schwerwiegende Folgen, der die Fidschi Inseln bis heute begleitet.
Bevölkerungsaustausch durch das British Empire
Um die Inseln ökonomisch zu entwickeln, setzten die britischen Kolonialherren auf Zuckerrohr, das sich dort wunderbar anbauen lässt. Die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen ist allerdings sehr ressourcenintensiv und körperlich anstrengend. Die Einheimischen Fidschianer waren einerseits quantitativ zu wenig, um die gesamte Arbeit auf den Feldern zu verrichten, andererseits hatten sie auch eine lange Tradition der Subsidenzwirtschaft, wodurch sie sich nur sehr schwer an die westliche Arbeits- und Wirtschaftsweise anpassen konnten.
Um diese „Probleme“ zu lösen, griff die britische Krone zu einem altbewährten Mittel: Man importierte kurzerhand zehntausende Arbeiter aus Indien. Zu Bemerken ist, dass die Einwohnerzahl der Fidschi Inseln zu dieser Zeit nur bei rund 120.000 lag. Diese indischen Arbeiter wurden zu Beginn mit 5-jährigen Arbeitsverträgen ausgestattet, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Wie wir aus unserer heutigen Sicht bereits ahnen können, sind diese Inder allerdings nicht nach fünf Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt, sondern haben sich auf den Fidschi Inseln gut eingelebt. Später wurden auch ihre Frauen und Kinder nachgeholt. Die Hauptmotivation dafür war die Flucht aus dem hinduistischen Kastensystem. Kommt ihnen das bekannt vor? Die türkischen Gastarbeiter lassen grüßen.
Dominanz der ethnischen Frage
Da die Fidschi Inseln weiter unter britischer Herrschaft standen, hatten die Einheimischen keine echte Möglichkeit, diese Politik zu ändern. Die britischen Herren hatten daran erst recht kein Interesse, zumal die importierten Inder einen immer größeren Teil der Bevölkerung und somit auch der Arbeitskraft darstellten. Über Jahre setzte sich diese Politik ungehindert fort, bis die indischstämmige Bevölkerung ab 1946 tatsächlich die Mehrheit auf den Fidschi Inseln stellten.
Ebenso wie in Europa war auch dort der Bevölkerungsaustausch ein langsamer und schleichender Prozess über rund sechs Jahrzehnte, der vorrangig mit wirtschaftlichen Argumenten befördert wurde. Es passierte musterhaft das, wovor auch Rechte in Europa seit Jahrzehnten eindringlich warnen. Durch die ethnische Spaltung der Gesellschaft wurde unweigerlich die Politik gespalten und der Staat zu einem Beuteobjekt unterschiedlicher ethnischer Gruppen. Die gewöhnlichen politischen Probleme im Land wurden aus dem Diskurs verdrängt und es dominierte fast ausschließlich die ethnische Frage. Im Jahr 1987 gewann schließlich die erste dezidiert indische Partei die Wahlen und stellte fortan den Premierminister.
Militärputsch und Verfassungsänderung
Da jedoch die angestammte Fidschianische Bevölkerung eine sehr lange kriegerische Tradition hat – Krieger und später Soldaten waren stets die höchsten und ehrbarsten Mitglieder der Gesellschaft – war infolgedessen auch das Militär der Gegenwart trotz der ethnischen Fragmentierung der Gesellschaft in der Hand der autochthonen Fidschianer. Durch diese Dominanz in der Armee ist es einem Militärputsch im Jahr 1987 gelungen, die politische Macht zurück zu erobern. Daran anschließend wurde die Verfassung geändert und die Souveränität der einheimischen Bevölkerung in ihrem eigenen Land in den Verfassungsrang erhoben – so wie heute auch in Israel oder Ungarn.
An dieser Stelle muss aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden – nicht zuletzt um möglichen Befürwortern einer Strategie der Militanz keine Vorlage zu liefern – dass ein Militärumsturz in westlichen Industrienationen keinen Erfolg verspricht. In unseren Gesellschaften herrschen andere Gesetze der Macht, die wiederum andere Wege zur Macht benötigen. Hier verweise ich auf das Buch von Martin Sellner, Regime Change von Rechts sowie die Strategiereihe am Heimatkurier. Festzuhalten bleibt aber, dass auch auf den Fidschi Inseln vor der Machtübernahme ein metapolitischer Boden bereitet wurde – andernfalls hätte sich selbst das entschlossenste Militär nicht an der Macht halten können.
Remigration durch Anreizpolitik
Nach dem Putsch zielten verschiedene Gesetzes und Verfassungsänderungen darauf ab, einen Auswanderungsdruck für die Indo-Fidschianer zu erzeugen. So wurde ihnen unter anderem untersagt, Land und Boden zu erwerben. Daraufhin entschieden sich immer mehr Indo-Fidschianer, das Land wieder zu verlassen und in ihre Heimat zurückzukehren.
In den frühen 2000er Jahren folgte eine weitere Phase der Instabilität. Da die Indo-Fidschianer trotz beginnender Abwanderung weiterhin eine große Bevölkerungsgruppe darstellen, gab es immer wieder Versuche, die politische Machte wieder in indische Hände zu bringen. Aufgrund der fortschreitenden Re-Homogenisierung der Gesellschaft beruhigte sich die politische Situation allerdings zunehmend.
Erfolgreiche Remigration
Nach Jahrzehnten der Fremdherrschaft – zuerst unter den Briten, danach unter den Indern – hat die einheimische Bevölkerung Fidschis heute wieder die Kontrolle über ihr Land zurückerobert. Der Anteil der indisch-stämmigen Bevölkerung ist durch die jahrelange Remigrationspolitik auf unter 30 Prozent gesunken und die Fidschianer können wieder als Souverän in ihrem Land agieren.
Die Fidschi-Inseln sind damit ein Beispiel, wie eine friedliche und gewaltfreie Politik der Remigration die demografischen Verhältnisse in einem Land verändern und eine Re-Homogenisierung der Gesellschaft bewirken kann.