In Bayern und Hessen konnte die AfD das bundesweite Umfragehoch erstmals in einen Erfolg an den Wahlurnen transformieren. In Bayern wird man stärkste Oppositionskraft, in Hessen sogar zweitstärkste Partei. Besonders erfreulich: Bei jungen Wählern kann die AfD die stärksten Zugewinne aller Parteien erzielen.
Bayern und Hessen hat gewählt – die Wahlergebnisse bestätigen, dass das bundesweite Umfragehoch der AfD kein reines Stimmungsphänomen ist, sondern sich auch in konkreten Wahlergebnissen manifestiert. In Bayern wird man mit 14,6 Prozent auf Platz drei zur stärksten Oppositionskraft vor den Grünen (14,4 Prozent), in Hessen mit 18,4 Prozent sogar mit Abstand zur zweitstärksten Kraft.
Das Ergebnis in Bayern
In Bayern sorgten die „Freien Wähler“ und Hubert Aiwanger dafür, dass die AfD ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen konnte: Die FW erzielen insgesamt 15,8 Prozent und landen damit noch vor der AfD auf Platz zwei. Da die FW jedoch voraussichtlich wieder in der Regierung landen wird, macht das die AfD zur stärksten Oppositionskraft – womit die Partei ihr selbst gestecktes Ziel erreichen konnte. Insgesamt weist die AfD mit 4,4 Prozent die stärksten Zugewinne aller Parteien auf – das macht sich insbesondere bei der Jugend bemerkbar.
AfD profitiert von Jungwählern
Denn die stärksten Zugewinne konnte die AfD in Bayern bei der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren (+ 9 Prozent) sowie zwischen 25 und 34 Jahren (+ 8 Prozent) erzielen. Bei diesen Altersgruppen liegt die AfD deutlich vor den Freien Wählern und kann insgesamt die stärksten Zugewinne erreichen. Bei den Erstwählern liegt die AfD mit 16 Prozent hinter der CSU (22 Prozent) und den Grünen (18 Prozent) auf Platz drei. Das bestätigt den Trend, der zuletzt bei den bayerischen U18-Wahlen ersichtlich wurde: Die deutsche Jugend wählt zunehmend rechts. Den Kontrast dazu bildet das Ergebnis bei den älteren Wählern: Bei den Ü70-Wählern landet man mit sieben Prozent lediglich auf dem fünften Platz, nur die FDP schneidet dort noch schlechter ab.
Das Ergebnis in Hessen
In Hessen tritt der „Freie-Wähler-Effekt“ nicht ein – die AfD wird dort mit 18,4 Prozent zur zweitstärksten Kraft. Ein Ergebnis, das „im Westen“ vor wenigen Monaten noch undenkbar gewesen wäre. Die CDU geht mit 34,6 Prozent als klarer Wahlgewinner hervor, sämtliche Ampel-Parteien müssen schwere Verluste hinnehmen: Die SPD liegt mit 15,1 Prozent auf Platz drei, die Grünen mit 14,8 Prozent auf Platz vier. Die FDP schafft den Einzug in den Landtag nur knapp (5 Prozent). Lediglich die CDU kann mit 7,6 Prozent noch stärkere Zugewinne als die AfD (5,3 Prozent) erzielen, alle anderen Parteien haben deutlich an Stimmen verloren.
Jugend wird rechts
Auch in Hessen lohnt ein Blick auf die Altersgruppen: Wie in Bayern kann die AfD bei den Gruppen zwischen 18 und 24 (+ 8 Prozent) sowie 25 bis 34 Jahren (+ 7 Prozent) stark dazugewinnen und landet bei den Erstwählern mit 15 Prozent auf Platz zwei – noch vor den Grünen. Diese verlieren insbesondere bei jungen Wählern massiv und können lediglich bei der Gruppe der Ü70-Wähler leichte Zugewinne verzeichnen. Wie in Bayern liegt die AfD dort weit abgeschlagen auf Platz vier.
Die Partei der Arbeiter und Selbstständigen
Blickt man auf die Verteilung bei den Berufsgruppen, ergibt sich ein klares Bild: Die AfD ist unbestritten die Partei der Arbeiter. In Bayern machen sie 31 Prozent der Wähler aus (Plus von 9 Prozent), in Hessen sogar 40 Prozent (Plus von 16 Prozent). Doch auch die Selbstständigen wählen vermehrt AfD: Mit 16 Prozent in Bayern und 21 Prozent in Hessen liegen sie als Wählergruppe noch vor den Angestellten und Rentnern. In Bayern ist der Zuwachs bei den Selbstständigen mit 10 Prozent besonders signifikant. Kein Wunder, dass die linken Parteien besonders bei diesen Wählergruppen Verluste zu verzeichnen haben. Diesen Trend dürfte in Hessen auch die Wählerwanderung bestätigen – die AfD erhält hier überproportional viele Stimmen von der ehemaligen Arbeiterpartei SPD.
Zuwanderung als entscheidendes Thema
Das Thema, wodurch die Wahlerfolge in Hessen und Bayern maßgeblich erklärt werden können, ist die Migrationskrise. In beiden Bundesländern erklären AfD-Wähler ihre Wahl mehrheitlich (über 90 Prozent) damit, dass sie eine Änderung der Asylpolitik und generell weniger Einwanderung von Fremden nach Deutschland wollen. Neben der Zuwanderung trauen der AfD in Bayern ihre Wähler auch vermehrt Kompetenzen bei den Themen „Soziale Gerechtigkeit“ und „Wohnen“ zu. Daneben spielen auch die Themen Kriminalität und Innere Sicherheit eine entscheidende Rolle. Betrachtet man die gesamte Wählerschaft, spielt die wirtschaftliche Lage in beiden Bundesländern die wichtigste Rolle. In Hessen folgt auf Platz zwei „Klima und Energie“, während Zuwanderung den dritten Platz belegt – in Bayern verhält es sich umgekehrt.
Die Lage ist katastrophal
Einen besonders deutlichen Eindruck von der vorherrschenden Stimmung in Deutschland geben die Zukunftsprognosen der Wähler. In Hessen blicken lediglich 18 Prozent mit Zuversicht in die Zukunft, 74 Prozent sind hingegen beunruhigt. In Bayern ist das Verhältnis mit 78 zu 17 Prozent ähnlich pessimistisch. In beiden Bundesländern ist nur die Hälfte mit der Arbeit der Landespolitik zufrieden, das Fazit zur Bundespolitik der Ampel fällt noch verheerender aus: Nur knapp ein Viertel zeigen sich jeweils damit zufrieden. Eine besonders krasse Entwicklung: Während 2018 die Wähler in Bayern die wirtschaftliche Lage noch zu 89 Prozent als „gut“ eingeschätzt haben, ist dieser Wert 2023 rapide auf 58 Prozent gesunken: 40 Prozent der Wähler bezeichnen die Lage als „schlecht“.
Jugend als relevante Zielgruppe
Insgesamt kann die AfD mit den Ergebnissen in Bayern und Hessen äußerst zufrieden sein. Besonders die Stimmen bei der Jugend geben Hoffnung und sollten für die verantwortlichen Funktionäre Anlass sein, sich verstärkt um Erst- und Jungwähler als relevante Zielgruppe zu kümmern. Hier ist eine Professionalisierung und ein Ausbau der Arbeit in den sozialen Medien dringend notwendig – und zwar abseits von generischen Kacheln auf Facebook. Der TikTok-Auftritt des EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah kann hier als Orientierung und Positivbeispiel dienen. Damit einher geht die Beliebtheit bei Arbeitern und Selbstständigen – ein Zeichen dafür, dass die AfD das Thema des Bevölkerungsaustausches konsequent mit wirtschaftlichen und sozialen Fragestellungen in Verbindung bringen muss. Etwa, wenn es um das Thema Wohnungsnot oder die drückende Steuerlast geht.
Ergebnis stimmt zuversichtlich
Abschließend lässt sich festhalten: Der Damm „im Westen“ ist gebrochen und der „Freie-Wähler“-Effekt ist in Bayern nicht so stark eingetreten, wie von manchen befürchtet. Ziel der AfD muss es sein, das Profil der einzigen Alternative zu den herrschenden Systemparteien weiter zu schärfen, das „Rightfacing“ konservativer Parteien zu entlarven und die Schicksalsfrage des Bevölkerungsaustausches zusätzlich als soziales und wirtschaftliches Problem zu thematisieren.