Deutscher Handball – einer der letzten sportlichen Rückzugsräume

Die Handball-EM im eigenen Land ist beendet. Wieder einmal gehört die deutsche Nationalmannschaft zu den besten Teams und brillierte durch einen einzigartigen Teamgeist. Neben den beachtlichen sportlichen Leistungen fällt jedoch noch eine weitere Besonderheit ins Auge – das Team besteht fast ausschließlich aus ethnisch deutschen Spielern. Doch wie kam es dazu, dass der Handball bislang von der Multikulturalisierung verschont blieb?

Ein Gastbeitrag von Dominik Schneider

Um den aus rechter Sicht positiven Zustand des deutschen Handballs zu ergründen, bedarf es zuerst eines Blickes auf eine andere Sportart. Anders als sein händisch ausgeführtes Pendant, ist der Fußball gänzlich an die Gegebenheiten der Migrationsgesellschaft angepasst. Längst hat sich der Fußballfan an die Gündogans, Sanés und Özils gewöhnen müssen, die die Kaderliste der Fußball-Nationalmannschaft dominieren. Während die Bevölkerung derzeit „nur“ zu knapp 29 Prozent aus Zuwanderern besteht, hat nahezu die Hälfte der „Mannschaft“ einen Migrationshintergrund. Und auch sonst passt sich der Deutsche Fussballbund (DFB) in jeder Beziehung dem linksliberalen Zeitgeist an. Regenbogen-Armbinden in Katar, ständige Antirassismuskampagnen und jüngste verbale Angriffe auf die AfD bilden da nur die Spitze des Eisbergs.

Ein Lichtblick im Sport

Derartige Entwicklungen blieben dem deutschen Handball bislang erspart. Ein Blick auf den Nationalkader der Handballer und seine Erfolge spricht dabei Bände. Bis auf den lettischstämmigen Renars Uscins besteht das Team ausschließlich aus ethnisch Deutschen. Seit Jahren gehört man zu den besten Mannschaften Europas und damit der Welt. Hier zeigt sich der Sportsgeist einer Mannschaft mit Identität und Gemeinschaftssinn. Multikulturelle Söldnertruppen hingegen, die ihre Bestleistungen nur bei finanziellen Belohnungen im Vereinssport abliefern, können darauf selten bauen.

Stadt und Peripherie

Dass zwei ähnlich klingende und ähnlich ausgeführte Sportarten dennoch unterschiedliches Klientel anziehen, hat vor allem kulturelle und soziale Gründe. Ein einfacher, aber wichtiger Punkt ist die geografische Lage der Vereine. Schaut man sich die erfolgreichsten deutschen Fussballclubs an, liegen diese in München, dem multikulturellem Ruhrgebiet oder dem Rheinland. Die erfolgreichsten Handballvereine liegen jedoch in Regionen, die bis dato weniger vom Bevölkerungsaustausch betroffen waren. Zwar kann dadurch vordergründig nur die Entwicklung des Profisports erklärt werden, doch hat dieser eine gewichtige Vorbildfunktion für den Amateursport.

Straße und Halle

Fußball gilt im Gegensatz zum Handball als klassischer „Straßensport“. Die Einfachheit seiner Ausführung macht ihn daher zu einer massentauglichen Breitensportart. Schon in seiner Anfangszeit bot der Fußball der Unterschicht eine Möglichkeit zur sozialen Teilhabe im Sport. Daran hat sich auch 150 Jahre nach seiner Popularisierung nichts geändert. Auch heute zieht der Fußball vor allem die urbanen und unteren sozialen Schichten an, denen Migranten überproportional häufig angehören. Im Schatten des Fußball hat der Handball jedoch nie breite Massen angezogen und blieb stets eine Nischensportart. Vergleicht man die Zahl von Handball- und Fußballvereinen in Deutschland, so ergibt sich ein Verhältnis von 1:6. Bezüglich der Jahresumsätze der ersten Liga liegt das Verhältnis sogar bei 1:16. Eine weitere Bedingung dafür, dass der Handball für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen weniger empfänglich ist als sein „großer Bruder“.

„Kartoffel-Image“

Einerseits ist die Popularität des Handballs in den Herkunftsländern afroarabischer Migranten äusserst gering. Andererseits übt er aufgrund seines Rufs als deutsch dominierte Sportart auch im Gastland wenig Anziehungskraft auf Zuwanderer aus. Eine Tatsache, die auch dem Gegner nicht verborgen bleibt. Dass nur rund fünf Prozent der Profihandballer einen Migrationshintergrund haben, wird geradezu als drängendes Problem deklariert. Der Handball müsse „vielfältiger“ werden und sein „Kartoffel-Image“ ablegen. Deutsche Werte wie „Bodenständigkeit, Ehrlichkeit und Authentizität“ wirkten abschreckend auf Zuwanderer und würden assimilierungswillige Migranten zur Abgrenzung von der eigenen Community abschrecken.

Ein sportlicher Rückzugsraum

Jener Blick auf die andere Seite des politischen Frontgrabens liefert damit vielleicht die wichtigste Erklärung für das Phänomen des autochthon dominierten Handballs. Für viele Sportler ist er ein letzter Rückzugsraum, in dem man „unter sich bleiben“ kann. Es ist daher besonders erfreulich, dass diese sportliche Zuflucht trotz einer migrationsfreundlichen und nachgiebigen Haltung des DHB weiter besteht. 

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