Der identitäre Aktivist und Publizist Martin Sellner beherrscht aktuell die Schlagzeilen: Die Bundesrepublik soll ihn zur Fahndung ausgeschrieben und mit einem Einreiseverbot belegt haben. Als Reaktion hat er einen Kaffeehausbesuch in Passau angekündigt. Mit dem Heimatkurier hat er exklusiv über die aktuelle Situation gesprochen.
Martin Sellner soll die Einreise in die Bundesrepublik Deutschland untersagt sein – das sorgt aktuell für Schlagzeilen. Anstatt über ihn zu sprechen, haben wir mit ihm gesprochen. Hier kann eine Petition gegen das Einreiseverbot unterschrieben werden.
Lieber Martin! Spätestens seit Samstag ist klar: Du darfst aktuell nicht in die Bundesrepublik Deutschland einreisen. Solltest du aufgegriffen werden, droht die sofortige Abschiebung. Wie war deine erste Reaktion darauf?
Martin Sellner: Unglauben und Amüsement. Scheinbar ist die Hysterie bis in die obersten Gehirnzellen und Entscheidungszentren, dieser, einst so seriösen Republik hochgedrungen. Man kann darüber nur mehr schmunzeln oder mit Juvenal sagen: „Difficile est, satiram non scribere“. Es ist schwer, mit einer Satire diese Realität zu übertreffen.
Planst du heute tatsächlich, bei Passau die Grenze zu übertreten und dir im Café Greindl einen Guglhupf zu genehmigen?
Das kommt ganz darauf an. Wenn das Bundesministerium für Inneres meinem Anwalt bis 13 Uhr bestätigt, dass keine Einreisesperre vorliegt, trinke ich meinen Kaffee in Wien. Andernfalls fahre ich mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit die Westautobahn Richtung Passau. Mit dem Besitzer des Greindls gab es ein Missverständnis. Ich hoffe, das lässt sich vor Ort klären, sonst mache ich einfach spontan die Passauer „Caféhausszene“ unsicher.
Bei aller Absurdität und unfreiwilligen Komik: Welche konkreten Konsequenzen hätte das Einreiseverbot, sollte es weiter bestehen, für deine politische Arbeit?
Nachdem man mich im Netz überall „deplatformed“ hat, versucht man mich nun sogar physisch auszusperren. So viel Angst hat man vor Worten und Ideen. Aber dank des Internets sind die Konsequenzem auch tragbar. Denn jeder kann auf Telegram und meiner Seite nachlesen, was ich wirklich sage. Allerdings ist natürlich die Dämonisierungswirkung eines Einreiseverbots sehr groß. Für ganz normale Dinge, wie das Eröffnen eines Bankkontos, das Mieten einer Wohnung oder das Aufnehmen eines Kredits, ist das extrem schädlich. Aber das bin ich ja gewohnt.
Trägt das System mit derart absurden Maßnahmen nicht selbst ein Stück zu seiner Entlarvung und Delegitimierung bei? Du hast diese Dynamik ausführlich in deinem Buch „Regime Change von rechts“ beschrieben.
Das Einreiseverbot zeigt ihre Angst – und dass sie nichts gegen mich in der Hand haben. Sie würden mich ja gerne einsperren und mir den Mund verbieten. Da das – noch – nicht geht, sperren sie mich aus. Die herrschende Ideologie schwächelt. Die inszenierten Staatsdemos täuschen – ebenso wie die letzten Aufmärsche der DDR sind sie ein Zeichen von Schwäche und Nervosität, nicht von Stärke. Eine stabile kulturelle Hegemonie hat so etwas gar nicht nötig. AfD, Höcke, meine Person – die Demokratiesimulation wird Schritt für Schritt runtergefahren und der repressive Staatsapparat fährt sich hoch.
Das ominöse Treffen in Potsdam hat die Bundesrepublik in einen regelrechten Fieberwahn versetzt. Wie schätzt du – knapp drei Wochen danach – die Wirkung der Kampagne ein?
Ich habe dazu eine ausführliche Analyse auf meinem Kanal veröffentlicht. Darin formuliere ich vier mutmaßliche strategische Ziele dieser „politischen Atombombe“. Aus meiner Sicht wurde keines erreicht. Schaden wurde vor allem bei den unschuldigen Privatpersonen, die man da reingezogen hat, verursacht. Aber der ersehnte Todesstoß war es nicht. Vor allem gelang es weder einen Keil zwischen Partei und Vorfeld zu treiben, noch im relevanten Zielsystem, also im liberalkonservativen Milieu, eine Distanzierungswelle zu erzeugen. Empört waren die Dauerempörten, distanziert haben sich die Dauerdistanzierer und demonstriert hat die linke Leibgarde alten Elite. Ihr Problem ist vor allem: Sie haben jetzt kaum eine Steigerungsform mehr.
Abschließend: Wirst du rechtlich gegen das Einreiseverbot vorgehen – oder nach Übertreten der Grenze „Asyl!“ rufen, so wie es dir Matthias Helferich (AfD) empfohlen hat?
Beides! Aber eins nach dem anderen. Zuerst versuche ich einmal einzureisen. Sollte es zu einem Pushback kommen, habe ich den Anlassfall für eine Klage. Wenn die Ampel nicht einlenkt und ihren Fehler rückgängig macht, dann bin ich für jedes politisch-soziale Experiment zu haben. Jeder, der Asyl sagt, muss schließlich ein Verfahren bekommen. Schauen wir mal was kommt!
Lieber Martin, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Jetzt die Petition GEGEN das Einreiseverbot für Martin Sellner unterschreiben.