Angesichts der turbulenten Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gerät die politische Lage in Südtirol oft aus dem Blickfeld. Doch auch dort zeigen sich die Verwerfungen der verfehlten Politik immer deutlicher. Wir haben angesichts dessen mit Melanie Mair, Landesjugendsprecherin der Süd-Tiroler Freiheit, gesprochen.
Melanie Mair ist seit 2022 Landesjugendsprecherin der Süd-Tiroler Freiheit. Diese konnte bei der Landtagswahl im vergangenen Herbst knapp 11 Prozent erringen und wurde damit zur stärksten patriotischen Kraft. Am 9. März wurde Mair erneut in ihrem Amt bestätigt. Wir haben mir ihr über die Pläne für ihre Amtszeit, den Rechtsruck der Südtiroler Jugend, die Kontakte zu FPÖ und AfD sowie die Auswirkungen des Bevölkerungsaustausches jenseits des Brenners gesprochen.
Liebe Melanie! Du wurdest auf der Landesjugendversammlung der Süd-Tiroler Freiheit am 9. März als Landesjugendsprecherin bestätigt. Wie sehen die Pläne der Jungen Süd-Tiroler Freiheit für die kommenden zwei Jahre aus?
Melanie Mair: Vielen Dank zunächst für das Interview; freut mich wirklich sehr! Die Junge Süd-Tiroler Freiheit wird den Schwerpunkt auf den Kontakt mit der Jugend vor Ort legen und ihre Präsenz bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen noch weiter ausbauen. Dadurch können uns Jugendliche mögliche Probleme, aber auch Ideen und Wünsche mitteilen. Mit Menschen kommunizieren, ihnen zuhören und sie verstehen, ist sicherlich eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Zu den Themenschwerpunkten zählt unter anderem die Bildung: Als deutsch- und ladinischsprachige Minderheit im fremden Staate Italien ist es fundamental, die eigene Sprache zu schützen; insbesondere in den Bildungseinrichtungen. Deshalb muss unbedingt am Unterricht in der Muttersprache festgehalten und Sprachexperiment vehement abgelehnt werden. Zudem haben wir in den Städten, wie etwa Bozen, mittlerweile das große Problem, dass immer mehr Kinder, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, deutsche Schulen besuchen. Die steigende Migration unterstützt dieses Phänomen natürlich negativ. Dies stellt Lehrpersonen vor große Herausforderungen und die Qualität an Bildung für unsere Kinder leidet darunter.
Die Süd-Tiroler Freiheit zählt aktuell knapp 5.000 Mitglieder, etwa knapp 2.000 davon sind in eurer Jugendorganisation aktiv. In den letzten Monaten habt ihr vermehrt Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren dazugewonnen. Wie lässt sich dieser Erfolg bei der Jugend erklären?
Bei der Süd-Tiroler Freiheit hat die Jugend seit jeher einen großen Stellenwert. Die Vertreter der Landesjugendleitung sind etwa in verschiedenen Gremien der Bewegung vertreten, wie etwa im Hauptausschuss und in der Landesleitung. Dadurch können viele unserer Ideen unterstützt und umgesetzt werden. Dass der Fokus auf der Jugend liegt, macht sich daher auch außerhalb der Bewegung bemerkbar. Was zudem sehr gut ankommt, ist das Tiroler Merkheft, welches wir alljährlich herausgeben. Dabei handelt es sich um ein Schulmerkheft, welches nicht nur einen Schulkalender beinhaltet, sondern auch Identität und Geschichte vermittelt. Das Merkheft ist jedes Jahr nach kurzer Zeit vergriffen. Zusätzlich haben wir ein tolles Sortiment an Aufklebern, welche bei der Jugend sehr gut ankommen. Dass wir immer wieder bei großen Veranstaltungen dabei sind und Präsenz zeigen, wirkt sich ebenfalls positiv aus.
Insgesamt kann daher gesagt werden, dass wir durch unterschiedlichste Aktionen bei der Jugend punkten und Themen ansprechen, die sie bewegt.
In ganz Europa lässt sich der Trend feststellen, dass junge Menschen – besonders Männer – „nach rechts“ tendieren. Kannst du diese Tendenz auch in Süd-Tirol feststellen und wenn ja, welche Erklärung hast du dafür?
Die Tendenz, dass junge Menschen mit politisch rechts orientierten Parteien sympathisieren und diese wählen, kann ich auch in Südtirol feststellen. Es sind sicherlich die Themen samt entsprechenden Standpunkten, welche bei der Jugend punkten. Ich bin viel mit jungen Menschen in Kontakt. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass ihnen der Schutz der eigenen Identität, die eigenen Bräuche, Traditionen und die Sprache wichtig sind. Viele können es nicht verstehen, dass so manche Personen, welche noch nie in unser Steuersystem eingezahlt haben, großzügig unterstützt werden. Noch weniger verständlich ist die oft mit Migration einhergehende Gewalt. Dass man sich abends nicht mehr überall hinzugehen getrauen kann, ist gang und gäbe.
Auf der Landesjugendversammlung war mit Michael Henökl auch ein Vertreter der Freiheitlichen Jugend zugegen. Wie ist euer Verhältnis zur FJ als Jugendorganisation der FPÖ? Existieren ähnliche Verbindungen zu anderen patriotischen Parteijugenden in Europa, etwa zur Jungen Alternative?
Zur FJ Tirol hat die Junge Süd-Tiroler Freiheit ein sehr gutes Verhältnis. Wir laden Michael und sein Team daher immer wieder zu unseren Veranstaltungen ein und es freut uns, wenn sie diese annehmen und unsere Gäste sind. Vor allem innerhalb Tirols ist der Austausch und die Zusammenarbeit wichtig.
Ich selbst habe mehrere Kontakte zu anderen Funktionären der FPÖ, aber auch zur AfD in Deutschland. Dadurch bekomme ich das politische Geschehen im deutschsprachigen Raum verstärkt mit und kann auch die politische Lage Tirols südlich des Brenners weitertragen. Ich habe immer eine Freude, wenn sich Personen für die aktuellen Geschehnisse und die teils leidvolle Geschichte unseres Landes interessieren.
Ein besonders drängendes Problem in Europa, von dem auch Süd-Tirol nicht verschont bleibt, ist das Thema Migration und Bevölkerungsaustausch. Wie wirkt sich die zunehmende Überfremdung in Süd-Tirol konkret aus und welche Maßnahmen braucht es aus eurer Sicht?
Die Migration ist sicherlich eines der Themen, welches der Bevölkerung unter den Nägeln brennt. Der zunehmend wachsende Anteil an ausländischer Bevölkerung macht sich in den unterschiedlichsten Bereichen sichtbar: Einerseits in der Zahl an Straftaten, die begangen werden. Insbesondere in Meran und Bozen ist in den vergangenen Monaten wiederholt von Gewalt berichtet worden. Junge Personen berichten uns, dass sie abends Angst haben, auszugehen und dass sie sich in den Städten teilweise nicht mehr wohlfühlen. Dies ist die traurige Realität. Andererseits hat die steigend Anzahl an Migranten auch Auswirkungen auf das Bildungswesen. Wie bereits vorher erwähnt, sinkt die Qualität an Bildung, wenn viele Kinder die Unterrichtssprache nicht verstehen. In diesem Falle bräuchte es Sonderschulen bzw. -klassen oder -klassenzüge, um die Landessprache zu erlernen. Erreichen die Kinder ein angemessenes Sprachniveau, können sie wieder in den regulären Unterricht zurückkehren. Es ist nämlich klar: Es hilft weder dem Kind selbst noch den Lehrpersonen oder Klassenkameraden, wenn die Unterrichtssprache nicht verstanden wird. Deshalb muss alles daran gesetzt werden, dass die Sprache zunächst ordentlich erlernt wird. Als Junge Süd-Tiroler Freiheit unterstützen wir zudem die Forderung der Süd-Tiroler Freiheit, verurteilten Straftätern die Sozialleistungen zu streichen, das heißt unter anderem das Mietgeld, das Kindergeld und die WOBI-Wohnungen. Es kann nämlich nicht sein, das vorgenannte Personen weiterhin Beiträge erhalten, während der Großteil unserer Bevölkerung hart und fleißig arbeitet und so mancher trotzdem nicht über die Runden kommt. In diesem Zusammenhang muss auch klar sein: Wenn jemand die Gastfreundschaft unseres Landes genießt, ist es unverhandelbar, dass unsere Regeln akzeptiert werden müssen. Widrigenfalls gibt es keinen Grund, noch länger Gast in unserem Land zu sein.
Bei der letzten Landtagswahl konnten vor allem deutschsprachige, patriotische Kräfte Zugewinne verzeichnen. Teil der Regierung sind jedoch nur die Freiheitlichen geworden. Gibt es mittel- bis langfristig eine Chance für eine Beteiligung der Süd-Tiroler Freiheit an der Landesregierung – und ist das aus eurer Sicht überhaupt wünschenswert?
Insgesamt konnten die patriotischen Kräfte zulegen; insbesondere die Süd-Tiroler Freiheit, welche ihre Stimmen und Mandate verdoppeln konnte. Natürlich kann die Süd-Tiroler Freiheit auch Teil der Landesregierung werden. In diesem Falle ist es jedoch unabdingbar, dass die anderen Regierungsparteien die Kernthemen der Süd-Tiroler Freiheit mittragen, zum Beispiel die Gewährung des muttersprachlichen Unterrichts, den Einsatz für die Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft und das Vorantreiben sowie Starkmachen des Selbstbestimmungsrechtes der Südtiroler – um drei wesentliche Schwerpunkte zu nennen. Es gilt dann natürlich bei den entsprechenden Wahlen das eigene Programm genauer zu definieren und auszuarbeiten, dieses den aktuellen Bedürfnissen der Menschen anzupassen und rote Linien, welche auf keinen Fall überschritten werden dürfen, klar festzulegen.
Abschließend: Wie stehen die Chancen für eine zukünftige Zusammenarbeit aller deutschsprachigen, patriotischen Kräfte in Süd-Tirol?
Es stellt sich die Frage, welche Parteien beziehungsweise Bewegungen in Südtirol überhaupt noch patriotisch sind. Die Liste JWA ist neu im Landtag vertreten und wird sich noch beweisen müssen. Die Freiheitlichen sind – Stand heute – nur mehr mit einer einzigen Abgeordneten im Landtag vertreten, welche einerseits mit den „Brüdern Italiens“ in der Koalition sitzt und andererseits die Anträge betreffend die Begnadigung der Südtiroler Freiheitskämpfer oder die Streichung von Sozialbeiträgen bei verurteilten Straftätern NICHT unterstützt hat. Deshalb ist die Frage berechtigt, ob diese Partei noch als patriotisch bezeichnet werden kann. Wenn jemandem der Schutz der eigenen Identität, die Wahrung und gleichzeitig Förderung der deutschen und ladinischen Sprache sowie all jenes, was unsere Heimat Südtirol zu dem macht, was sie ist, am Herzen liegt, so gibt es meiner Ansicht nach nur einen klaren Ansprechpartner: die Süd-Tiroler Freiheit.
Liebe Melanie, herzlichen Dank für das Gespräch!