Die Veränderungen der Bevölkerungszusammensetzung in den USA haben auch Einfluss auf Wahlergebnisse. Das Wählerpotential der Latinos wird bei der diesjährigen Wahl des US-Präsidenten eine noch größere Rolle spielen, als die Jahre zuvor. Die Präferenzen des ethnischen Wählerblocks kommen so noch stärker zu tragen.
Am 5. November dieses Jahres wird es wieder soweit sein: das mächtigste Land der Erde wählt einen neuen Präsidenten und die Spitzenkandidaten der Demokratischen und der Republikanischen Partei heißen wie im Jahr 2020 Joe Biden und Donald Trump. Ausschlaggebend für den Sieg des einen über den anderen wird laut Clarissa Martínez-de-Castro, der stellvertretenden Leiterin der Latino Vote Initiative, sein, wer Latinos als Wählerblock am ehesten ansprechen kann. Denn rein zahlenmäßig sind sie in den letzten Jahren stark gewachsen. Waren es 2010 noch 50,5 Mio. Personen aus dieser ethnischen Kategorie, waren es 2022 schon 63,6 Millionen: ein Plus von 26 Prozent!
Wählerreservoir – doch wo & für wen?
„Latinos sind geografisch in Staaten konzentriert, die reich an Vorwahldelegierten und Wahlmännerstimmen sind (Kalifornien, Florida, New York, Texas), in denen Wahlkämpfe stattfinden (Arizona, Nevada) oder beides. Außerdem können diese Wähler selbst in den umkämpften Staaten mit geringerer Latino-Bevölkerung – wie Georgia, Pennsylvania und Wisconsin – angesichts der hauchdünnen Siegesspannen den Ausschlag geben“, so Martínez-de-Castro. Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Kandidaten Biden und Trump voraus, mit Unterschieden von nur ein bis zwei Prozentpunkten. Latinos werden zum Zünglein an der Waage und sie haben in der Vergangenheit immer eine klare Präferenz für die demokratischen Kandidaten gezeigt.
18 Mio. registrierte Wähler
Von den mehr als 30 Mio. Latinos im wahlfähigen Alter sind 18 Mio. registrierte Wähler und 11 Mio. davon wählen. Etwa 13 Mio. Latinos stellen für die politischen Parteien ein völlig unerschlossenes Wählerreservoir dar. Danach gefragt, welche Partei sich am ehesten um ihre Belange kümmern würde, stechen die Demokraten mit 48 Prozent die Republikaner mit nur 25 Prozent klar aus. Die Vertreterin der Latino-Interessen Martínez-de-Castro bestätigt den Trend, obwohl es in den letzten Jahren kleinere Verschiebungen gegeben habe. Wenig verwunderlich, denn Demokraten sind offenere Verfechter der Ersetzungsmigration als Republikaner. Was Einwanderung angeht, würden Latinos für ein „funktionierendes, gut verwaltetes Immigrationssystem und sichere Grenzen“ plädieren. Selbstverständlich ist damit zwar eine geordnete, aber weiterhin stetige Ersetzungsmigration gemeint.
Amerikas Willkommensputsch
Trumps Wahlversprechen, den Grenzübergang nach Mexiko abzusichern, war bei seiner Wahl 2016 einer der wichtigsten Beweggründe für seine Wähler. Riesige Migrationsströme aus lateinamerikanischen Ländern aus dem Süden nach Norden belasten seit Jahren die angestammte Bevölkerung stark. Dabei hat sich die Zahl der illegalen Einreisen seit 2016 bis 2023 mehr als versiebenfacht und lag im vergangenen Jahr bei 2,4 Millionen. Wollen die Amerikaner die Ersetzungsmigration der Latinos verhindern, ist es auch für sie höchste Zeit für eine Remigrationspolitik. Ansonsten droht durch die ethnische Wahl das Ende ihrer Selbstbestimmung.