Der brutale Totschlag eines 30-jährigen Deutschen durch eine dreiköpfige Nafri-Bande sorgt für Entsetzen. Doch Paderborn wird bereits seit 2022 durch eine Serie von ähnlich gelagerten Überfällen durch Migranten geplagt. Im Netz wird spekuliert: waren die polizeibekannten Tatverdächtigen daran beteiligt?
Hinweis: Für alle Tatverdächtigen gilt die Unschuldsvermutung
Martin, 30 Jahre und Mitarbeiter eines beliebten Restaurants in Paderborn, wurde am 1. Mai von drei Nordafrikanern lebensgefährlich verletzt und ist in der Zwischenzeit seinen Verletzungen erlegen. Nach entsprechendem Fahndungsdruck stellten sich zwei der Tatverdächtigen in der Nacht von Sonntag auf Montag der Polizei. Sie sind 16 und 18 Jahre alt und stammen aus Marokko beziehungsweise Tunesien. Die Fahndung nach einem Ägypter läuft noch. Also ein ganz normaler Einzelfall? Nicht ganz.
Serie von Raubüberfällen
Denn nur wenige Wochen davor fand vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts eine Verhandlung gegen zwei angeklagte 19-Jährige statt. Der Hintergrund: im Zeitraum zwischen Winter 2022 und Frühling 2023 soll es im Paderquellgebiet, einem kleinen Stadtpark in Paderborn, zu einer Serie ähnlich gearteter Raubüberfälle gekommen sein. Oft hatten die Täter dabei Gewalt angewendet und ihre Opfer hinterrücks überfallen. Von ihnen landeten letztlich nur zwei auf der Anklagebank.
Täteridentifizierung schwierig
Funkzellenauswertungen hatten gezeigt, dass sie bei einigen der inkriminierten Vorfälle in der Nähe des Tatorts gewesen waren. Leider der einzige Beweis: da die Überfälle nachts durchgeführt wurden und die Opfer alkoholisiert waren beziehungsweise hinterrücks überfallen wurden, konnten die Täter logischerweise nicht identifiziert werden. Lediglich einer der beiden Angeklagten gab zu, im Oktober 2022 an einer räuberischen Erpressung beteiligt gewesen zu sein. Die Presse verharmlost den Vorfall: er habe einer „Gruppe von Männern“ dabei „geholfen“, einen „angetrunkenen Nachtschwärmer“ um „Geld zu erleichtern“.
Verurteilung und Freispruch
Aufgrund weiterer Vorwürfe – unter anderem hatte er einen Mann niedergeschlagen, der einer durch ihn belästigten Frau zur Hilfe geeilt war – wurde er vom Gericht verurteilt. Der zweite Angeklagte wurde jedoch freigesprochen. Laut Presse sorgte das bei ihm für „Erleichterung“. Der Grund: bereits im Sommer vergangenen Jahres war er wegen zweier Überfälle verurteilt worden, sei nun aber in einer Entziehungsanstalt und komme dort „gut zurecht“. Er hätte „beste Chancen, von der angeordneten Therapie zu profitieren“, so die Neue Westfälische.
Spekulationen im Netz
Auf dem deutschen Internetforum „pr0gramm“ wird nun diskutiert, ob es einen Zusammenhang zwischen dem tödlichen Überfall am 1. Mai und der bereits beschrieben Überfallserie in den Jahren 2022 und 2023 gibt. Ein Nutzer gibt etwa an, mit einem der Opfer eines solchen Überfalls befreundet zu sein. Dieser behaupte, dass einer der Tatverdächtigen im aktuellen Fall daran beteiligt gewesen soll. Aufgrund Mangels an Beweisen sowie einer „schweren Kindheit“ (Flucht mit 17 Jahren) soll er vor Gericht jedoch freigesprochen worden sein. Sowohl die Opfer als auch die ermittelnden Beamten seien ob des Freispruchs „schockiert“ gewesen.
Presseanfrage bleibt unbeantwortet
Eine kurze Recherche in den lokalen Nachrichtenportalen zeigt, dass auch weitere Vorfälle in der Vergangenheit vor Gericht gelandet sind. Durch redaktionelle Namens- und Altersänderung in der Berichterstattung ist eine Rekonstruktion und damit eine Validierung der Behauptung auf „pr0gramm“ jedoch schwierig. Der Heimatkurier hat daher bei den Pressestellen der Polizei NRW und Polizei Paderborn angefragt, ob die beiden Tatverdächtigen – die laut eines Sprechers bereits polizeibekannt sind – möglicherweise an Überfällen in der Vergangenheit beteiligt waren. Die Anfrage blieb bislang unbeantwortet.
Überfallserie hält an
Klar ist jedenfalls: der tödliche Angriff auf Martin (30) ist kein Einzelfall – die brutale Überfallserie lässt sich bis ins Jahr 2022 zurückverfolgen und hält bis heute an. Zuletzt kam es am 9. Februar zu einem Überfall im Paderquellgebiet. Ein Mann wurde am Rückweg von einer Karnevalsfeier laut Polizeimeldung „von etwa drei bis vier jungen Männern südländischen Aussehens angesprochen und nach dem Weg gefragt“, worauf ihm das Handy entrissen und er mit Pfefferspray eingesprüht wurde.
Bierflasche als Tatwaffe
Am 22. April dann ein weiterer Überfall: ein Mann wird von hinten mit einer Bierflasche geschlagen, ehe ihm Geld und Handy geraubt werden. Die sechs Täter sollen anschließend ins Paderquellgebiet geflüchtet sein: „Die Tatverdächtigen waren der Beschreibung zufolge 14-16 Jahre alt, dunkel gekleidet und sollen ’südländisch‘ ausgesehen haben.“ Der Fall erinnert an den tödlichen Überfall am 1. Mai: auch Martin wurde am Kiosk zunächst mit einer Bierflasche niedergeschlagen, danach traten sie auf den am Boden liegenden Mann immer wieder ein, bis er regungslos liegen blieb.
Traumatisierung durch Überfall
Es mag angesichts dessen keineswegs ausgeschlossen sein, dass die zwei nordafrikanischen Tatverdächtigen, die heute dem Haftrichter vorgeführt wurden, in der Vergangenheit an einem der zahllosen Raubüberfälle in Paderborn beteiligt gewesen sind. Für sie gilt jedenfalls die Unschuldsvermutung – auch im aktuellen Fall. Der Freund eines der mutmaßlichen Opfer der Überfälle gibt auf „pr0gramm“ jedenfalls an, dass dieser seit dem Überfall an Panikattacken leide. Diese hätten sich nach dem bekannt gewordenen tödlichen Angriff vom 1. Mai noch einmal verstärkt: „Er sagt von ihm haben sie ja früh genug abgelassen, hätte aber auch anders kommen können…“.