Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wollen zukünftig vermehrt Arbeitskräfte aus Drittstaaten importieren – 15 Tunesier haben bereits den Anfang gemacht. Die Gewerkschaft verdi protestiert dagegen und befürchtet weiteres Lohn- und Sozialdumping durch Ersetzungsmigration.
Über eine private Vermittlungsagentur rekrutierte die ÖBB, deren Anteile zu 100 Prozent von der Republik Österreich gehalten werden, 14 Mechaniker und einen Lagertechniker aus Tunesien. Doch geht es nach dem Eisenbahnkonzern, ist das erst der Anfang. „Wir bereiten eine EU-weite Ausschreibung vor, die sich an heimische, aber auch internationale Personaldienstleister richtet, die Personal aus Österreich, der EU, aber auch aus unterschiedlichen Drittstaaten bereitstellen können“, so ein Magazinbericht aus der ÖBB-Kommunikation.
Lehrlinge aus Drittstaaten
Nach den 15 Tunesiern könnten also bald „Zugbegleiter, Lokführer, Verschieber oder Buslenker aus Drittstaaten wie Tunesien, Kolumbien, den Philippinen oder Indien geholt werden“, wie es im profil heißt. Sämtliche dieser Berufe stehen auf der sogenannten Mangelberufsliste der Rot-Weiß-Rot-Karte, die in den letzten Jahren unter Verantwortung von ÖVP-Arbeitsminister Kocher massiv ausgeweitet wurde. Besonders junge Migranten sollen zukünftig verstärkt als Lehrlinge nach Österreich gelockt werden – auch bei der ÖBB.
Gewerkschaft kritisiert Lohndumping
Die Gewerkschaft verdi sieht die Pläne zum Arbeitskräfteimport hingegen kritisch: „Es ist unerträglich, mit welchen Argumenten das Management das eklatante Personalproblem bei den ÖBB kleinzureden versucht und gleichzeitig dafür gesorgt hat, dass alle Eisenbahnberufe in der Zwischenzeit auf der berüchtigten Mangelberufsliste stehen“, zitiert der KURIER ihren Vorsitzenden Roman Hebenstreit. Er befürchtet weiteres Lohn- und Sozialdumping sowie ein Aufweichen der Sicherheits- und Ausbildungsstandards: „Einheimische würden sich die Chance verdienen“, so Hebenstreit.
Ersetzungsmigration
Der angestrebte und von der ÖVP eifrig geförderte Arbeitskräfteimport bedeutet Ersetzungsmigration und führt zwangsläufig zu einer Beschleunigung des Bevölkerungsaustausches. Die FPÖ kritisierte in der Vergangenheit daher die Ausweitung der Rot-Weiß-Rot-Karte: „Dem demografischen Wandel muss mit frauen- und familienfreundlicher Politik entgegengewirkt werden und nicht damit, mit noch mehr Menschen aus dem Ausland unsere Arbeitslosenstatistik noch weiter in die Höhe zu treiben!“