13.000 Migranten erreichten dieses Jahr die Kanarischen Inseln aus dem nahegelegen Mauretanien. Die Kanaren gehören geografisch zu Afrika, politisch aber zu Spanien und somit zur EU. Trotz eines schwachen Migrationsabkommens mit der EU droht bei steigenden Temperaturen ein enormer Ansturm.
12.393 illegale Migranten erreichten von Januar bis März diesen Jahres die Kanarischen Inseln. Zum Vergleich: im Vorjahr waren es noch 2.178 Migranten, was einer Steigerung von 570 Prozent entspricht. 80 Prozent der Boote, die ankamen, legten an den Küsten Mauretaniens ab. In der Hauptstadt Nouakchott ist mittlerweile eine eigene Industrie entstanden, die kaum hochseetaugliche Boote vertreibt. Knapp 30.000 der 140.000 Einwohner der Stadt sind hier nur auf Durchreise. Die meisten von ihnen stammen aus Mali.
EU-Migrationsabkommen scheitern
Während die Schiffe der Schlepper beispielsweise vor der Küste Marokkos in großer Zahl von Regierungskräften abgefangen und zurückgeschickt werden, bietet sich aus Mauretanien die Strecke über den Atlantik für viele an um eine Überfahrt zu riskieren, auch wenn die See zu Beginn des Jahres meist zu unruhig ist. Da allerdings 300.000 Menschen auf die Überreise warten, rechnen die Behörden mit bis zu 85.000 Ankünften allein diesen Sommer. Und das obwohl die EU einen 210 Millionen Euro schweren Migrationspakt mit der Regierung Mauretaniens ausgehandelt hat.
Tödliche Route
Da die Reise über die naheliegende, 100 Kilometer lange Route von Marokko aus häufig unterbunden wird, wird die 1.000 Kilometer lange Strecke von Mauretanien aus in Kauf genommen. Die Schiffe der Schlepper sind meist auf rund 20 Passagiere ausgelegt, oft werden jedoch bis zu 80 transportiert. Unter den Migranten kursieren Berichte von tödlichen Schiffsunglücken. Ein Friedhof auf den Kanaren musste bereits expandieren wegen der vielen namenlosen Gräber der Verunglückten.
Migrationsdruck steigt kontinuierlich
Doch nicht nur auf dieser Route steigen die Zahlen illegaler Überreisen. Knapp 12.000 Migranten wählten zu Beginn des Jahres den Weg von Tunesien und Libyen über das Mittelmeer nach Lampedusa. Überall zeichnet sich ein ähnliches Bild des Unwillens der Behörden effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Auch mit Tunesien existiert ein sündhaft teurer und dennoch ineffektiver Migrationsdeal. Von notwendigen Pushbacks nehmen Politikerinnen wie Giorgia Meloni allerdings Abstand und Frontex-Chef Hans Leijtens bezeichnet Migration gar als eine Realität, die durch Zäune nicht aufzuhalten sei. Mit Spannung wird gewartet, ob der Rechtsruck bei den EU-Wahlen am vergangenen Wochenende die dringend benötigte migrationspolitische Wende einleitet.