Aufgrund seines Vorgehens gegen Matthias Helferich und Maximilian Krah steht der frisch gebackene Europaabgeordnete Hans Neuhoff im Fokus. Nicht weniger engagiert im parteiinternen Flügelkampf ist der Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk, der sich jüngst positiv zu Björn Höcke äußerte. Handelt es sich hierbei um taktisches oder tatsächliches Wohlwollen? Ein Blick auf Gottschalks politisches Handeln gibt Aufschluss.
Die letzten Wochen bedeuteten für jeden Patrioten ein ständiges Auf und Ab. Ende Mai erzürnte ein vom nordrhein-westfälischen AfD-Landesvorstand eingeleitetes Parteiausschlussverfahren gegen Matthias Helferich weite Teile von Partei und Vorfeld. Nur eine Woche später dann ein Anlass zur Freude: die AfD geht mit einem Ergebnis von 16 Prozent der Wählerstimmen als Sieger der Europawahl hervor.
Attacke gegen Krah
Wenig später ist jedoch jede Einigkeit, jede Euphorie vergessen. Keine 24 Stunden nach der Wahl wird Spitzenkandidat Maximilian Krah nicht in die EU-Delegation der AfD aufgenommen. Ob Intrige oder berechtigt: eine weitere polarisierende und ikonische Figur der deutschen Rechten soll parteiintern zu Fall gebracht werden. Anschließend mutmaßte Matthias Helferich auf Twitter, dass es demnächst Höcke treffen werde. Sein ehemaliger Landesvorstandskollege Kay Gottschalk widersprach ihm und antwortete: „Quatsch, Björn Höcke ist ein wichtiger Bestandteil der Partei!“.
Widersprüchliche Haltung
Ungewöhnliche Töne für einen Mann, der sich schon einmal öffentlich gegen Björn Höcke stellte. 2019 unterstützte Gottschalk den „Aufruf der 100“, welcher vor einem steigenden Einfluss des Thüringer Landessprechers warnte und festhielt: „die AfD ist und wird keine Björn Höcke-Partei.“ Wenngleich dies noch keine grundsätzliche Feindschaft bedeutet, machte Gottschalk in jüngerer Vergangenheit immer wieder klar, dass er Höckes Kurs ablehnt. Ob er auch zu jenen Landesvorstandsmitgliedern gehört, die einen AfD-Sieg in Thüringen als „Horroszenario“ sehen, ist vorerst nicht bekannt.
Patriotenjagd in NRW
Gesichert ist hingegen, dass Kay Gottschalk fest hinter seinem Landessprecher Martin Vincentz steht, der sich selbst als Brandmauer gegen Höcke versteht. Bereitwillig trägt er Vincentz’ Kurs mit, der klar auf die Kaltstellung von Befürwortern des „Höcke-Kurses“ abzielt. Als Landesvorstandsmitglied stimmte Gottschalk so für die Streichung von JA-Finanzmitteln und unterstützte das Ausschlussverfahren gegen Matthias Helferich – sogar unter Berufung auf Antifa-Quellen. Gottschalks Taten machten bisher mehr noch als seine Worte deutlich, dass er sich in NRW vehement gegen einen Kurs stellt, wie ihn Höcke in Thüringen vertritt.
Auf Stimmenfang für den Bundesvorstand?
In knapp zwei Wochen hält die AfD in Essen ihren nächsten Bundesparteitag ab. Wie so häufig beginnt die Gerüchteküche um etwaige Kandidaturen für den Bundesvorstand zu brodeln. Auch Gottschalks Name fällt in diesem Zusammenhang vermehrt. Falls er als Teil des Vincentz-Lagers für Nordrhein-Westfalen ins Rennen geht, dürfte ihm eines nicht entgangen sein: um gewählt zu werden, braucht es auch die Stimmen der Ostverbände, die mehrheitlich hinter Björn Höcke und seinem politischen Kurs stehen. Möglich ist es daher, dass Gottschalk seine sonst bestehende Gegnerschaft gegenüber einem grundsätzlichen Kurs innerhalb der AfD vorerst zurückfährt.
Ob Gottschalk seinen Thüringer Kollegen auch nach dem Bundesparteitag noch als „wichtigen Bestandteil der Partei“ betrachtet, bleibt abzuwarten.