Der griechische Außenminister Giorgos Gerapetritis will Europa dazu bringen, Kinder aus dem Gazastreifen für die Dauer des Konflikts aufzunehmen. Doch die instabile Lage im Nahen Osten lässt befürchten, dass diese Maßnahme nur den ersten Schritt einer großen Umsiedlung darstellt.
Die Antwort Israels auf den Angriff der Hamas letztes Jahr in Form einer Luft- und Bodenoffensive kostete bis jetzt mehr als 35.000 Menschenleben und hat mehrere Städte im Gazastreifen in Schutt und Asche gelegt. Unter den Verletzten befinden sich viele Kinder, die auch von der entstandenen Hungersnot besonders schwer betroffen sind. „Wir müssen uns dieser Tragödie ganz klar stellen“, sagte Gerapetritis. „Europa sollte offen sein für verletzte Menschen aus Gaza, aber auch für Kinder, die jetzt einer Hungersnot oder anderen Gefahren ausgesetzt sind.“ Interessanterweise unterscheidet er dabei zwischen der nach wie vor stattfindenden Massenmigration und der katastrophalen Lage im Gazastreifen. Unter dem Eindruck des Erfolges rechter Parteien bei den EU-Wahlen soll der Bevölkerung Sand in die Augen gestreut werden. Für Grenzschutz oder Pushbacks setzt sich der liberal-konservative Politiker nicht ein.
Zwei Millionen Palästinenser
Doch ähnlich wie im Ukraine-Russland-Konflikt, als erst Helme und kurze Zeit später auch Soldaten geschickt werden sollen, muss auch im Nahost-Konflikt damit gerechnet werden, dass die Kinder nur der Anfang einer absehbaren Entwicklung sind. Über zwei Millionen Personen leben in Gaza auf einer Fläche, die gerade einmal halb so groß ist wie Hamburg. Da die angrenzenden muslimischen Nachbarländer für die Flüchtlinge aus Gaza keine Verantwortung übernehmen wollen, ist davon auszugehen, dass die Kinder, einmal in Europa angelangt, zu Ankermigranten für den Familiennachzug werden. Von der Seite Israels wird eine Massenauswanderung nach Europa ebenso befürwortet. Bezalel Smotrich, Finanzminister Israels, äußerte sich wie folgt: „Ihr nehmt auch andere Flüchtlinge auf […]. Warum nicht auch aus Gaza?“
Kein Ende des Konflikts in Sicht
Wie so oft verlieren volksfremde Politiker die Interessen ihrer Wähler aus den Augen. Wer die Dynamik multi-ethnischer Gesellschaften kennt, weiß, dass es für den Nahost-Konflikt auch in Zukunft genau so wenig eine Lösung geben wird, wie in den letzten Jahrzehnten. Dafür droht Europa selbst immer mehr zum Schauplatz von Multikulti-Konflikten zu werden. Statt die Gefahren der Islamisierung und der ethnischen Fragmentierung abzuwenden, wollen diese Politiker die Probleme auch über Umwege ins Land holen. Europa kann sich diese Entscheidungsträger nicht mehr leisten.