Vor allem unter der Jugend konnte die AfD ihre besten Ergebnisse erzielen. Die AfD ist nicht die Partei abgehängter DDR-Nostalgiker, die unter Honecker keine Demokratie gelernt haben. Sie ist die Partei der Jugend ohne Migrationshintergrund.
38 % aller 18- bis 24-Jährigen wählten in Thüringen die AfD. Bei den über Siebzigjährigen kam die Partei gerade einmal auf 19 %. Die Hälfte! Zeit, dass der Mythos vom rechten Wendeverlierer im Osten endlich stirbt.
Wir leben in einer Rentnerrepublik
Wir leben in einer Rentnerrepublik. In der es für jeden Wähler unter 30 drei Wähler über 60 gibt. Trotzdem hat die Jungwählerschaft ein nicht totzukriegendes Prestige. Jeder beansprucht, dass die Jugend hinter ihm steht. Keine Partei brüstet sich damit, dass sie vor allem von den Alten gewählt wird. Jeder weiß, dass die an den älteren Kohorten ausgerichtete Politik dieses Landes auf das Prinzip „Nach mir die Sintflut“ hinausläuft. Die Rentenkassen so lange wie möglich flüssig zu halten, gilt als oberstes Staatsziel. Wer die Jugend hinter sich weiß, der kann für die Zukunft einstehen.
Jeder will Jungwähler
Deshalb ist es für das Selbstverständnis der Altparteien und des ihnen angeschlossenen akademisch-medialen Komplexes so schmerzhaft, dass die AfD unter den Jungwählern stärkste Kraft ist. Vor allem im linken Milieu, wo es von peinlichen Berufsjugendlichen nur so wimmelt. Deshalb herrscht unter linken Soziologen geradezu eine klinische Verweigerungshaltung.
Akademische Realitätsverweigerung
Der Görlitzer Soziologe Raj Kollmorgen erklärt für die Tagesschau das starke Abschneiden der AfD in Thüringen … mit der Wiedervereinigung. Die ist jetzt 34 Jahre her, aber für Wessis und Ossis, die es werden wollen, ist ja alles auf der anderen Seite der Fulda-Lücke damit erklärbar, dass dieses undankbare Ossipack meint, auch noch zu kurz gekommen zu sein. Doch Kollmorgen weiß noch mehr, was schuld ist: Die Thüringer sind einfach zu alt. Die kommen mit unserer bunten, diversen Zeit nicht mehr mit! Wir wollen Ihnen, liebe Leser, die volle wissenschaftliche Expertise des Herrn Kollmorgen nicht vorenthalten:
„Natürlich spielt die Altersstruktur eine Rolle, und zwar keine unwichtige. Thüringen ist noch ein bisschen älter, als das in Sachsen der Fall ist. Natürlich sind die Sozialstruktur und die demografische Struktur zwei ganz wesentliche Ursachen auch für das Wahlverhalten. Ältere Menschen nehmen selbstverständlich die Probleme der Gegenwart anders wahr. Da geht es stärker um Fragen der Sicherheit, der Kriminalität, die Frage, wie sicher man sich fühlt, wenn man abends noch auf die Straße geht. Es geht um Fragen der Daseinsvorsorge, medizinische Angebote, Infrastrukturen spielen eine ganz wichtige Rolle.
Das ist bei Jüngeren nicht so ausgeprägt der Fall. Und wir haben eine andere Problemwahrnehmung vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte, der eigenen Biografie. Die Erfahrungen, die in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren gemacht worden sind, werden eingetragen in die Beurteilung der jetzigen Politik. Insofern spielt Alter für Wahlentscheidungen und politische Orientierungen und Einstellungen eine ganz wichtige Rolle.“
AfD auf TikTok: Doppelt so stark wie alle anderen zusammen
Wenn das die Wahlanalyse der Altparteien ist, dann winkt noch mehr von ihnen die Fünf-Prozent-Hürde. Die Zahlen über das Wahlverhalten der unterschiedlichen Alterskohorten haben wir übrigens von der Tagesschau. Was nicht dazu geführt hat, dass irgendwer Herrn Kollmorgen gefragt hätte, ob er weiß, welches Jahr wir gerade haben. Allerdings ist nicht jeder linke Akademiker so blind. Der Studienkoordinator der Universität Potsdam, Roland Verwiebe, hat im Rahmen der Wahl die TikTok-Erfolge der unterschiedlichen Parteien ausgewertet. Das Ergebnis: Die AfD ist auf TikTok doppelt so stark wie alle anderen Parteien zusammen! Dabei produziert die Partei nicht mehr Videos als ihre Konkurrenten. Sie erreicht nur ein deutlich größeres Publikum.