Seit mehr als einem Jahrzehnt wird ein Großteil der Fluchtrouten Richtung Europa von kriminellen Schlepperbanden kontrolliert, die durch den Menschenhandel große Mengen an Geld verdienen. Nun wurde einer der prominentesten Schlepper mafiamäßig durch mehrere Schüsse ermordet.
Libyen ist seit dem Sturz des ehemaligen Diktators Muammar al-Gaddafi ein durch anhaltende, teils bürgerkriegsähnliche Konflikte zutiefst gebeuteltes Land. Dieses Chaos und die Abwesenheit staatlicher Autorität stellten den idealen Nährboden für kriminelle Banden dar. Zum Chef einer dieser auf Menschenhandel und Schlepperei spezialisierten Gruppen avancierte Abd al-Rahman Milad, der zeitgleich ein hohes Amt in der libyschen Küstenwache innehatte. Dieser weltweit bekannte Schlepper wurde vergangene Woche nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis überraschend durch dutzende Gewehrschüsse getötet, als er eine Marineakademie verließ.
Schlepper schrecken vor nichts zurück
Durch die anhaltende Massenmigration nach Europa lässt sich viel Geld verdienen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Schlepperbanden inzwischen auch mit Mordaufträgen um die Aufteilung des illegalen Geschäftes kämpfen. Dabei sind mittlerweile mafiöse Strukturen entstanden, die ähnlich ihrem italienischen Vorbild vor nahezu nichts zurückschrecken. Der nun ermordete Abd al-Rahman Milad war beispielsweise selbst für den Tod dutzender Migranten verantwortlich, die er in kaum seetüchtigen Booten übers Mittelmeer schickte oder die ertranken, nachdem auf seinen Befehl ihre Schiffe versenkt wurden. Selbst vor Nahrungsentzug, Versklavung und Folter schreckte der Schlepper nicht zurück, wie ein Bericht der UN aufzeigt.
Die Kontakte der Schlepper nach Deutschland
Doch der Einfluss der Schlepperbanden ist nicht auf Afrika begrenzt. Auch nach Deutschland pflegen sie gute Kontakte, wie das Beispiel NRW zeigt. So musste erst jüngst Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul seine Kontakte zu einem mutmaßlichen Schlepper einräumen, der in den Fokus deutscher Behörden geraten war. Hierbei steht auch der Vorwurf der Käuflichkeit im Raum, da der Schlepper mit knapp 30.000 Euro den Landeswahlkampf von Reul unterstützte. Bei einem weiteren Fall in NRW gingen nach Razzien in über 200 Wohn- und Geschäftsräumen sogar SPD- und CDU-Politiker ins Netz der Fahnder.
Remigration rettet Leben
Nach dem Tod des Schlepperkönigs Abd al-Rahman Milad herrscht nun vielerorts die Hoffnung, dass damit auch ein Ende des Menschenhandels auf dem Mittelmeer eintreten könnte. Diese Vorstellung kann jedoch als naiv abgetan werden. Denn die Migrationsanreize in Europa werden weiterhin dafür sorgen, dass Tausende Migranten Schlepper bezahlen und ihr Leben auf dem Mittelmeer gefährden. Nur eine konsequente Remigrationspolitik kann gleichzeitig Europa entlasten und durch aktiven Grenzschutz ein Ende der Schlepperei auf dem Mittelmeer bedeuten.