Bardella mit irritierender Aussage: „Franzose sein ist ein Geisteszustand“

Jordan Bardella, Vorsitzender des Rassemblement National (RN), sorgt mit seiner jüngsten Aussage zur Migration für Verärgerung unter den eigenen Anhängern.

In einem Interview erklärte er, dass Franzose zu sein, nichts mit Hautfarbe oder Kultur zu tun habe, sondern ein nicht näher definierter Geisteszustand sei. Er entblödete sich dabei nicht die französische Nationalmannschaft, die seit Jahren ein Meme ist, weil kaum Franzosen darin spielen, als Beispiel für diesen französischen Geisteszustand heranzuziehen, weil sei die Marseillaise singt.

Dieser Schritt hin zur Mitte mag strategisch kalkuliert sein, doch für viele Wähler wirkt er wie ein Verrat an den zentralen Grundsätzen der Partei. Besonders pikant: Es ist nicht das erste Mal, dass der RN seine Positionen in der Migrationspolitik zugunsten von Anschlussfähigkeit an das politische Establishment abschwächt.

Der RN und die Mitte: Der schmale Grat des Opportunismus

Der RN hat sich über Jahrzehnte hinweg als Hardliner in der Migrationspolitik positioniert und damit breite Unterstützung in der Bevölkerung gewonnen. Gerade in einer Zeit, in der Frankreich durch illegale Migration und soziale Spannungen massiv unter Druck steht, erwarten viele Wähler eine klare Linie. Doch statt diese konsequent zu vertreten, scheint Bardella den Kurs zu verwässern.

Seine Aussagen zur Notwendigkeit „praktikabler Lösungen“ klingen mehr nach dem typischen Politsprech der etablierten Parteien als nach der unerschütterlichen Haltung, die den RN einst auszeichnete. Für viele Unterstützer fühlt sich dies wie eine Kapitulation vor dem politischen Mainstream an.

Ein wiederholtes Muster

Bardellas Aussagen reihen sich ein in eine Serie von Entwicklungen, bei denen der RN von seinen ursprünglichen Positionen abgewichen ist. Marine Le Pen hatte bereits in ihrer Kampagne zur Präsidentschaftswahl 2022 betont, dass sie das Image der Partei „entdämonisieren“ wolle. Auf die Correctiv-Lüge von Potsdam distanzierte man sich von Remigration. Dieser Strategiewechsel mag darauf abzielen, den RN als ernstzunehmende Alternative für die politische Mitte zu etablieren, doch er hat auch die Radikalität abgeschwächt, die die Partei für viele Wähler attraktiv machte.

Besonders in der Migrationspolitik fiel der RN in den letzten Jahren mit weicheren Formulierungen auf. Forderungen, die zuvor auf eine vollständige Schließung der Grenzen oder rigorose Rückführungen abzielten, wurden durch vage Formulierungen ersetzt, die eher Kompromissbereitschaft als Standhaftigkeit signalisieren.

Verrat oder Strategie?

Die jüngsten Entwicklungen um Bardella und den RN werfen die Frage auf, ob die Partei ihren Wählern gerecht wird oder sich zunehmend im politischen Opportunismus verliert. Während die Anhänger des RN klare und konsequente Lösungen in der Migrationspolitik erwarten, riskiert die Parteiführung mit ihrem Kurs Richtung Mitte, das Vertrauen ihrer Basis zu verspielen.

Für viele Wähler bleibt am Ende der Eindruck: Der RN verrät seine ursprünglichen Ideale zugunsten eines politischen Kalküls, das nicht mehr das Frankreich im Fokus hat, das die Partei einst zu verteidigen versprach. Wenn Bardella Franzose sein für nicht mehr als einen „Geisteszustand hält, dann muss man sich über den Geisteszustand des wahrscheinlichen Nachfolgers Marine Le Pens ernsthafte Sorgen machen.

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