Wie hart war Trumps Druck auf Netanyahu?

Zwischen Israel und der Hamas wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Nun behaupten einige Quellen, dass Trump Netanyahu unverhohlen die Pistole auf die Brust gesetzt habe.

Wenn es stimmt, was über den Abschluss des Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas zurzeit kolportiert wird, dann könnten die Beziehungen zwischen Israel und Amerika merklich abkühlen.

„Trump will den Deal.“

Eine Übersetzung aus einem israelischen Podcast der Zeitung Haaretz berichtet Folgendes über die Versammlungen zwischen der Regierung Netanyahu und der eingehenden Trump-Administration:

„Trump schickte komplett kalt seinen Gesandten Whitcoff, der sich wie ein Vermieter benahm, der gekommen ist, um seine unbezahlte Miete einzutreiben. Er rief Netanyahu am Freitagabend an und informierte ihn, dass er am nächsten Tag um 10 Uhr vormittags ankommen würde. Netanyahu versuchte zu erklären, dass Sabbat sei und er niemanden treffen könne, doch Whitcoff antwortete grob und arrogant, dass Netanyahu dort zu sein habe und dass ihm der Sabbat gleichgültig sei. Das Nachfolgende war präzedenzlos. Netanyahu kam am Samstag um 10 Uhr vormittags in sein Büro, was noch nie passiert war. Alles, was Whitcoff ihm dann sagte, war: „Trump will den Deal.“ Und das war das Ende.“

Ob sich das wirklich genauso zugetragen hat, ist derzeit ungewiss, aber dass die israelische Regierung keinen Waffenstillstand wollte und von den Amerikanern dazu gezwungen wurde, scheint derzeit unbestritten.

Die Beziehungen zwischen Israel und den USA waren immer kompliziert

Die Beziehung zwischen beiden Staaten war immer sehr kompliziert. Aufgrund der starken jüdischen Lobby in den Vereinigten Staaten war es nie eine normale außenpolitische Beziehung zwischen zwei Staaten; die amerikanische Innenpolitik spielte immer eine wichtige Rolle. Aber gleichzeitig war die jüdische Lobby auch nie so allmächtig, wie einige sich das vorstellen. Amerika ist auch gegenüber Israel ein Staat mit eigenen Interessen und prinzipiell natürlich der mit den viel größeren Machtmitteln.

Was kommt nach Netanyahu?

Es gab schon davor Gerüchte, dass Trump und Netanyahu nicht mehr gut aufeinander zu sprechen seien. Auch ist es erst einmal ungewiss, ob der Waffenstillstand halten wird. Sollte Netanyahu, der schon vor dem Krieg innenpolitisch durch Korruptionsvorwürfe schwer angeschlagen war, stürzen, wird sich die Frage stellen, wie die Regierung Trump mit der nächsten israelischen Regierung umgehen wird. Dies wird aller Voraussicht nach durch die zersplitterte innenpolitische Lage Israels weiter erschwert werden. Die Episode kann aber trotzdem ein neues Kapitel der amerikanischen Nahostpolitik einläuten und uns alle daran erinnern, dass die Politik oft verschlungenere Wege geht, als der Zuschauer glaubt.

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